schmetterling

(Martin Jones) #1

»Guten Abend, Ares.«
Die Wand, überzogen mit einer nanosensorischen und bilderzeugenden
Schicht, bringt ihren Stimmklang und Iris-Scan in Übereinstimmung.
»Guten Abend, Eleanor.«
»Gibst du mir bitte eine Liste aller Personen, die zum Betreten der Farm
und Reisen durch das Tor autorisiert sind.«
»Natürlich.«
Unmittelbar vor der Wand schwebt ein holografisches Verzeichnis. Etwa
einhundert Namen sind darin vermerkt. Eleanor tritt näher heran und sieht
Pilars Vermutung bestätigt.
»Ich sehe nirgendwo Pilar Guzmán.«
»Pilars Autorisierung wurde gestern früh um 7 Uhr 55 aufgehoben.«
»Wer hat das veranlasst?«
»Katie Ryman, autorisiert von Elmar Nordvisk.«
Sie starrt auf das Hologramm und fühlt ihre Handflächen feucht werden.
Ihr Herzschlag beschleunigt sich, ihr Atem wird flach. Himmel, für so was ist
sie nicht geschaffen. Alles Konspirative, jede Verstellung widerstrebt ihr, und
das hat nichts mit Angst zu tun. Es steht ihrer Auffassung von Loyalität und
generell der Art entgegen, wie Menschen miteinander umzugehen haben.
Oder auch Menschen und Computer. Alleine den Undersheriff einzuwickeln,
hat ihr Intrigenpotenzial bis an die Grenzen strapaziert. Elmar, den Mann, den
sie geliebt hat und auf eine nicht begehrende, schwesterliche Art immer noch
liebt, zu hintergehen, vermittelt ihr das Gefühl, von einer Folge Desperate
Housewives eingesaugt worden zu sein.
»Geht es dir gut, Eleanor? Ist alles in Ordnung?«
»Könnte nicht besser sein.«
»Es ist schon spät.« Die Stimme des Computers klingt freundlich und eine
Spur besorgt. »Kannst du nicht für heute Schluss machen und die Füße
hochlegen? Du arbeitest sehr viel.«
»Das ist keine Arbeit. Ich liebe, was ich tue.«

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