Lust? Das Ganze war eine aus dem Himmel gefallene Vergünstigung, die
in den Wind zu schlagen ernsthafte Zweifel an Pilars Geisteszustand hätte
aufbringen müssen. Sie hatte sich gesucht, nun fand sie sich: mal als exakte
Kopie, mal gealtert, mal jünger, verheiratet, als mehrfache Mutter, einmal
sogar im Knast wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz, ein
anderes Mal war das Bootshaus nicht abgebrannt, hatte sie der Wissenschaft
den Rücken gekehrt. Herauszufinden, wer man im PU war, diente nicht etwa
der Vorbereitung persönlicher Zusammentreffen, sondern deren unbedingter
Vermeidung, was problematischer sein konnte, als sich ohne Schwanz und
achtundsechzig Zähne im Saurier-PU blicken zu lassen. Sie liebte es! Auf
vielen der Expeditionen begleitete sie Elmar höchstpersönlich, manchmal
kam Eleanor mit, hier und da fand sich Hugo bereit, wenn auch mehr aus
Sportsgeist und zuletzt seltener. Repräsentanten aller Fachbereiche, sorgfältig
verlesen, tummelten sich in der unendlichen Multiversen-Blase und ließen
Symptome einer Rauschhaftigkeit erkennen, wie sie einem in den Sierras
Mitte des neunzehnten Jahrhunderts entgegengeschlagen sein musste, in den
schlammigen, blut- und fuselgetränkten Straßen Belmonts, Goldfields und
Downievilles.
Nach zwei Jahren lag die planerische Leitung sämtlicher Expeditionen in
Pilars Händen.
Mit Jaron Rodriguez, dem Leiter des Sicherheitsdienstes, verband sie
nichts, also auch nichts Schlechtes. Er war neu, höflich und auf eine Weise
charmant, die an einen bekleideten Wolf im Märchen denken ließ. Innerhalb
der Grenzen ihrer Arbeit fanden sie Themen, an den Lagerfeuern des Geistes
trafen sie sich nie. Jaron blieb ihr fremd. Sie mochte seine Unerschrockenheit
und rasche Auffassungsgabe, bestaunte die Anwesenheit eines so akademisch
geschliffenen Geistes in einem solchen Klotz von Körper und genoss es, sich
jederzeit und überall auf ihn verlassen zu können. Jaron strukturierte den fast
einhundert Leute umfassenden Sicherheitsdienst Nordvisks effizient um, warf