schmetterling

(Martin Jones) #1

jemanden mag, dann Luther Opoku. Nur seinetwegen ist sie noch bereit, an
Leichen herumzudoktern. Was sie natürlich nie zugeben würde, lediglich
ihrer besten und mutmaßlich einzigen Freundin hat sie je davon erzählt, aber
Luther weiß es auch so.
Deine einzige Freundin hat gequatscht, denkt er.
Beim Metzger, ohne dass ich darum gebeten hätte.


Die Sheriffwache ist spärlich besetzt. Jamie Withy – von Kimmy gestellt, als
er nach Abdrehen des Buchanan’schen Wasserhahns Stärkung im Two Rivers
Café suchte, und umgehend zur Absturzstelle beordert – fügt die Fragmente
des Berichts zusammen und hat kurzzeitig die Telefonzentrale übernommen.
Kimmy ist Milch holen gegangen, nachdem Luther ins Schwarz seines
Kaffees geblasen und beiläufig gefragt hat, ob welche da sei, der Sheriff
krankgeschrieben. Carls kleines Reich mit dem antiken Schreibtisch und den
gerahmten Auszeichnungen steht offen. Obwohl Luther in wenigen Wochen
dort residieren wird, strahlt es ultimative Verlassenheit aus.
»Deine Underwood mag mich nicht besonders«, eröffnet Marianne das
Gespräch, als sie mittags aufkreuzt. Es klingt wie in sehnsüchtiger
Erwartung, dass Luther ihr beipflichten möge.
»Wir können uns zu Carl setzen«, schlägt er vor.
»Ist mir übrigens auch egal.« Marianne folgt ihm. »Ich mag sie nämlich
schon dreimal nicht.« Sie zieht einen der Besucherstühle heran und sinkt wie
eine graue, zerzauste Feder darauf nieder.
»Kaffee?«
»Seh ich so aus, als wollte ich heute Nacht an der Decke tanzen?«
Luther lacht. »So stark ist der nicht. Jamie hat ihn gekocht.«
»Ach!« Marianne schaut mit gefurchter Stirn nach draußen, wo Jamie im
Schein des Computers mit vor Konzentration gespitzten Lippen die
Ermittlungsdetails zusammenfügt. »Dann muss es allerdings eine verdammt
schlaffe Brühe sein.«

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