schmetterling

(Martin Jones) #1

findet zum offenen Vorwurf. »Du lieber Himmel! Was habt ihr mit dem
armen Jungen gemacht?«
»Wir?«, sagt Jim verständnislos.
Sie bringen Jayden ins Innere, durch die spinnwebverhangene Diele in
Mariannes Praxis. So schummrig das Foyer, so modern mutet der kühl
ausgeleuchtete Raum mit den zwei Obduktionstischen, der Krankenliege und
den medizinischen Gerätschaften an. Jayden klappt über der Liege
zusammen, stiert auf seine Hände und schüttelt stöhnend den Kopf.
»Der da soll wieder mit?«, fragt Marianne mit Blick auf Jim. Seine
Schulter sieht gefährlich aus. Blutdurchtränkt wölbt sich der T-Shirt-Stoff
über Pilars provisorischem Verband.
»Ja, ihn brauchen wir«, wiederholt Luther, was er ihr schon am Telefon
erklärt hat. »Wir müssen zu einem Nachteinsatz und –«
»Mich braucht ihr auch«, flüstert Jayden.
»Du bleibst hier«, sagt Pilar.
»Ihr braucht mich.« In Jaydens gerötete Augen tritt ein Anflug von
Starrsinn. »Ihr braucht mein Wissen.«
»Dein Hinterkopf hängt in Fetzen«, versetzt Jim. »In deinem Zustand gehst
du nirgendwohin.«
»Och.« Ken’ichi lutscht an seiner Zunge. »Findest du? Sein Zustand
scheint mir eigentlich ganz okay, ich meine –«
»Das nennst du okay?«, herrscht Pilar ihn an. »Okay?«
Kenny schrumpft. »Verglichen mit vorhin.«
»Ich schaff das«, keucht Jayden.
»Schaffst du nicht.« Jim schüttelt den Kopf. »Du hast einen Schock. Du
kippst jeden Moment aus den Latschen.«
»Luther«, seufzt Marianne. »Könntest du den Zirkusfreaks da sagen, sie
sollen aufhören, seinen Zustand zu diskutieren?« Sie tritt hinter Jayden und
begutachtet die Kopfwunde. »Vielleicht verrät mir mal einer, was ihn so
zugerichtet hat.«

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