schmetterling

(Martin Jones) #1

betritt er das Haus und schleicht die Treppe hinauf. Oben ist alles dunkel, die
Tür zu Tamys Zimmer steht offen. Als er den Kopf hineinsteckt, sieht er das
Bündel Decken und Laken auf dem Bett sich mumiengleich aufrichten und in
seine Richtung wenden.
»Dad?«
»Hallo, mein Engel.« Er geht zu ihr und hockt sich auf den Rand der
Matratze. »Wie war die Generalprobe?«
»Super.« Sie gähnt. »Der Sound ist jetzt klasse. Von der Cantina haben sie
Tacos und Enchilladas rübergebracht, total nett. Hab dann noch die Band und
Kimmy und Willie mit hergenommen. War das okay?«
»Heart of Glass«, lächelt er.
»Mhm. Kimmy kann krass gut singen.«
»Wo schläft denn die Band?«
»Im Riverside Inn. ’tschulige, dass ich nicht auf dich gewartet hab. Ich
dachte, du kommst nicht mehr.«
»Tja – und ich muss leider noch mal los.«
Ihre Augen glänzen in der Dunkelheit. »Jetzt?«
»Nachteinsatz. Aber morgen Abend werde ich da sein. Und ich werde
mich in jeden deiner Songs verlieben. Dein größter Fan sein. Nicht zu
bändigen.«
»Ähm – es reicht eigentlich, wenn du einfach still zuhörst.«
Er schüttelt energisch den Kopf. »Nein, ich werde dir peinlich sein. Die
Saalordner müssen mich raustragen!«
»Sei nicht blöd.« Tamy kichert und schmiegt sich an ihn. »Wo warst du
überhaupt die ganze Zeit?«
Das ist eine zu lange Geschichte, mein Schatz.
»Immer bei dir. Immer bei Ma.«
»Ich hab dich lieb«, murmelt Tamy. »Muss jetzt schlafen.«
»Ich hab dich auch lieb.« Er gräbt sein Gesicht in ihr zerzaustes Haar und
drückt einen Kuss hinein, während ein verdrängter, quälender Gedanke in

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