schmetterling

(Martin Jones) #1

»Klar. Euer neues Glück überdauert schon die Haltbarkeit von Joghurt.
Warum seid ihr überhaupt wieder zusammen?«
»Warum?« Er zuckt die Achseln. »Sie ist witzig.«
»Das ist der Disney Channel auch.«
»Im Ernst.«
»Ihr erzählt euch Witze im Schlafzimmer?«
Elmar lacht. Verärgerung schwingt darin mit, und Eleanor beschleicht der
Verdacht, dass sie ihr gelten könnte. Gemeinsame Momente im Sitzsack sind
rar geworden. Den hier hat sie damals nach der Trennung mitgenommen, was
sein Mobiliar schlagartig halbierte. Danach haben sie es sich immer mal
wieder wie in einem Kinosessel darin bequem gemacht und einen Film über
ihre Vergangenheit geschaut, in der Fahrräder und Surfbretter an der Wand
lehnten und sie sich den Verstand aus dem Leib vögelten, den jeder am
anderen so sehr bewunderte. Eine Zeit, als Elmar noch reich war, ohne es zu
merken, und sie alles besaß, außer Besitz.
»Okay, Elli. Muss ich erst Pirouetten drehen, oder sagst du mir frei raus,
was du von Luther Opoku wolltest?«
Sie widersteht dem Impuls zu seufzen. Ein Seufzer klänge allzu sehr nach
Schuld und drängender Beichte.
»Ich wollte ihm die Langeweile vertreiben.«
»Hatte er denn welche?«
»Keine Ahnung.«
»Du hast keine Ahnung.« Er nickt, als habe sie ihm ein Eingeständnis ihrer
Niedertracht geliefert. »Und wohin hast du ihn in all deiner Ahnungslosigkeit
gebracht? Woher kanntest du ihn? Woher wusstest du, dass er mein Gast
war? Woher wusstest du, dass er in Sierra vor zwei Tagen aus dem Tor
spaziert ist? Und sag mir bitte nicht, du hättest davon keine Ahnung.« Sein
Blick bohrt sich in ihren. Die dunklen, sanften, verschatteten Elmar-Augen,
die jetzt wie die eines Inquisitors brennen, nur dass zu Eleanors
Überraschung weniger Wut darin liegt als vielmehr Angst. Die Angst, sich in

Free download pdf