schmetterling

(Martin Jones) #1

Teil liegt unterm Haar verborgen, aber auf dem Wangenknochen kannst du es
sehen. Hier, die Verfärbung.«
Luther beugt sich vor. Die Verfärbung kann alles Mögliche sein.
»Wo immer sie aufgeschlagen oder entlanggeschrammt ist, finden sich
Mikropartikel der Kiefer in ihrer Haut«, erklärt Marianne. »Nur hier nicht.
Diese Prellung ist anders. Auch was die Stoßrichtung angeht. Außerdem
wurden Gewebe und Blutgefäße erkennbar vor dem Sturz geschädigt.«
»Jemand hat sie geschlagen?«
»Ja. Und wer weiß, was der Schlag angerichtet hätte.«
»Hätte?«
Sie legt ein anderes Foto vor ihn hin. Nahe dem linken Ellbogen ist ein
Striemen zu sehen. Er zieht sich in eigentümlichem Winkel über den
Unterarm, als ob – »Komm, Luther. Lass mich hoffen im Land der
Dorftrottel.«
»Sie hat den Schlag pariert.«
»Hat ihn pariert, ja.« Sie nickt zufrieden. »Der Angreifer hat sie zwar am
Kopf getroffen, aber sie hat dem Schlag die Wucht genommen.«
»Wie lange vor dem Sturz war das?«
»Du strapazierst meine Fähigkeiten. Aber gut, lass mich spekulieren. Nicht
allzu lange davor. Eine Stunde vielleicht.« Ihre Hand klatscht auf die Akte.
»Den Kleinscheiß, mikrobiologische und toxikologische Gutachten, DNA-
Analyse machen sie in Sacramento. Dürftest du morgen bekommen – unter
ihren Nägeln waren übrigens Hautfetzen.«
Sie verfällt in ein eitles Schweigen. Luther legt die Fingerspitzen
aufeinander.
»Würde ich deine Fähigkeiten strapazieren, wenn ich dich frage –«
»Nein, du würdest mich bauchpinseln. Ohne den Molekülfledderern
vorgreifen zu wollen, denke ich also, sie hat einen Mann gekratzt, und zwar
seitlich des Halses. Ich hab Bruchstücke von Stoppeln gefunden. Wie gesagt,

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