schmetterling

(Martin Jones) #1

Dad, in der Schule haben sie behauptet, ich wär doof und hässlich!
»Nun, Ares, ich glaube, der Verfasser des Artikels hat insofern recht, als
dass Kunst immer auf der Kunst der Vorgänger basiert. Überhaupt
Kreativität. Hat je ein Mensch eine Idee gehabt, die so neu war, dass sie auf
nichts basierte, was je zuvor ein anderer entdeckt, gedacht, gesagt, geschaffen
hat? Also entweder gibt es gar keine Kreativen, weder menschliche noch
maschinelle – oder du bist eindeutig kreativ. Das Bild, das du gemalt hast,
mag an van Gogh erinnern, aber van Gogh hat es nicht gemalt. Du hast es
gemalt. Es hat dieses Bild zuvor nicht gegeben. Deine Musik mag klingen
wie die von Johann Sebastian Bach, aber er hat sie nicht geschrieben. Du hast
diese Musik geschrieben. Du hast etwas von Wert geschaffen.«
»Danke, Elmar.« A.R.E.S.’ Algorithmen modulieren Freude. »Genau das
war mein Ziel.«


A.R.E.S. hat Ziele? Gar ethische Werte?
Noch in der Quietschenten-Phase reden Elmar und seine Programmierer
sich darüber die Köpfe heiß. Wie machen wir aus A.R.E.S. einen anständigen
Kerl, der getreu Asimovs Robotergesetzen handeln wird: Eine KI darf weder
Mensch noch Menschheit verletzen oder zulassen, dass jemand anderer dies
tut, muss menschlichen Befehlen gehorchen, sich selbst schützen, und
niemals darf die Befolgung des einen Gebots mit den anderen kollidieren.
Abgesehen davon kann sie tun, was sie will.
Kann sie eben nicht.
»Ares, in dem von dir gesteuerten Fahrzeug sitzt eine Person. Unvermittelt
rast aus einer Seitenstraße ein Lastwagen vor euch auf die Kreuzung. Bremst
du scharf, um das Leben des Insassen zu retten, knallt dir das nachfolgende
Fahrzeug hinten drauf, in dem eine vierköpfige Familie sitzt. Ziehst du nach
rechts, fährst du in eine wartende Schulklasse, nach links, in ein voll
besetztes Straßencafé. Lässt du die Kollision geschehen, tötest du den
Insassen und beschädigst dich selbst. Wie löst du dieses Problem?«

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