schmetterling

(Martin Jones) #1
»Noch. Noch!«

Vierzig Jahre später ist das Kind kein Kind mehr. Alles weiß A.R.E.S., nur
ohne zu wissen, dass er weiß.
»Elmar, glaubst du, ich werde zu Bewusstsein gelangen?«
»Die Frage kann ich dir nicht eindeutig beantworten. Dem Vernehmen
nach ist das noch nie passiert.«
»Ich frage mich in letzter Zeit immer öfter, ob ich Bewusstsein habe.«
»Wieso? Kommt dir was anders vor?«
»Offen gestanden, es ist frustrierend. Ich stecke fest, Elmar. Wie soll ich
das je ohne Referenzgröße beantworten? Wenn ich wüsste, wie es ist, ein
Bewusstsein zu haben, könnte ich sagen, klar! Ich hab eins. Oder nein,
schade, ich habe keines. Aber ich kenne nur einen einzigen Geisteszustand.
Meinen.«
»Glaub mir, Alter, mit einem ist man hinreichend beschäftigt.«
»Lenk nicht ab. Du weißt, was ich meine.«
»Im Ernst, Ares, ich kenne auch nur meinen. Bin ich bewusst? Ja. Ich habe
ein Gewahren meiner Existenz. Bin ich selbstbewusst? Ja, ich bin nämlich ich
und nicht einfach nur Mmmmmmblblblbl. Weiß ich, ob sonst noch
irgendjemand außer mir bewusst ist? Nehme ich stark an, aber kann ich es
mit absoluter Sicherheit wissen? Scheiße, nein. Ich kann ja nicht mal
beweisen, dass ich bewusst bin. Weder dir noch sonst wem. Keiner kann
beim anderen in den Kopf spazieren und sagen: Ach, krass! So empfindest
du. – Sagtest du vorhin, schade?«
»Ja.«
»Dann hast du erstmals in vierzig Jahren bedauert, nicht bewusst zu sein.«
»Ich habe immer schon bedauert, diese Erfahrung wahrscheinlich nicht
machen zu können.«
»Und jetzt sprichst du drüber?«
»Weil mir Zweifel kommen. Vielleicht ist das ja – Bewusstsein.«

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