schmetterling

(Martin Jones) #1

»Ich weiß. Ich meine damit nicht, dass es einzig in deiner Hand gelegen
hätte. Aber es lag auch in deiner Hand. Ich lag in deiner Hand. Es lag in
meiner Hand.«
»Das tut es immer noch, Kumpel.«
»Wer von uns beiden hat dann versagt?«
Elmar ist eine Sekunde perplex. »Wie kommst du darauf, dass wir versagt
hätten?« Er schwingt die Beine über den Rand der Liege, steht auf und holt
sich einen Drink. »Ist doch auch ’ne ganze Menge besser geworden. Seit über
zwanzig Jahren hat es keinen von Staaten gelenkten Krieg mehr gegeben.«
»Weil sich Kriege zwischen Staaten nicht mehr gewinnen lassen.«
»Ach so. Pragmatismus zählt nicht.«
»Dutzende Guerilla-Konflikte gehen zurzeit weiter. Und sie kosten
weiterhin Menschenleben. Vielleicht haben wir unterschätzt, was Menschen
wollen und nicht wollen.« Eine Pause. »Vielleicht habe ich es falsch
eingeschätzt.«
Elmar tritt an das große Panoramafenster, trinkt einen Schluck von der
synthetischen Fruchtzubereitung und schaut hinaus auf Sausalito und die
Richardson-Bucht.
»Was ist los, Kumpel? Midlife-Crisis? Bisschen früh dafür, dass ich dich
mit Unsterblichkeit ausgestattet habe.«
»Wenn ich offen sein darf, dauert deine Midlife-Crisis schon ein bisschen
länger.«
»Das war taktlos. Falls du auf Elli anspielst.«
»Entschuldige. Weißt du, manchmal denke ich, die ganzen Probleme der
Menschheit lassen sich in einem einzigen Wort zusammenfassen.«
»Das da wäre?«
»Eigentlich.«
Elmar sieht zu, wie die Frühnebel über den Bug des Schiffes wandern,
blinde, tastende Gespenster, und in Fetzen gehen.

Free download pdf