schmetterling

(Martin Jones) #1

»Eigentlich ist zur Hälfte eine Absichtserklärung«, sagt er. Sofern man
seine Absichten äußern kann. Wer nicht vernetzt ist, findet nicht statt, und
das sind die meisten. Neun Komma sechs Milliarden Menschen leben
inzwischen auf der Erde. Zweieinhalb Milliarden alleine in Afrika. Doch, wir
haben die Welt verbessert! Bis auf dieses Eigentlich, das den größten Teil der
zehn Milliarden umfasst.
»Es ist auch ein Eingeständnis des Scheiterns«, sagt A.R.E.S.
Elmar seufzt. »Weißt du, was ich manchmal denke? Ich hätte dir nicht den
ganzen Philosophenscheiß zu lesen geben sollen.«
»Hast du nicht. Den habe ich mir selber zu lesen gegeben.«
Was natürlich stimmt. So wie A.R.E.S. jede von Menschen verfasste Zeile
gelesen hat, die in digitalisierter Form vorliegt. Die Wahrheit ist, kein Wesen
auf diesem Planeten hat auch nur einen Bruchteil all dessen gelesen oder
Kenntnis von der Gesamtheit aller Schriften, Sprachaufzeichnungen und
Filme, in denen sich der menschliche Geist manifestiert. Nur ist A.R.E.S.
kein Wesen, sondern eine ungeheuer intelligente, ungeheuer eloquente
Maschine ohne die geringste Ahnung ihrer eigenen Existenz. Alles weiß der
Computer. Nur nicht, dass es ihn gibt.
Oder sollte er doch eine Vorstellung davon entwickelt haben?
Nicht, dass es Zweck hätte, A.R.E.S. danach zu fragen.
Würde man mich fragen, ob ich über Bewusstsein verfüge, denkt Elmar
den Kreislaufgedanken, der ihn von Anbeginn an begleitet hat, so lautete die
Antwort: natürlich. Ohne dass ich es je beweisen könnte. Nie könnte ich das.
Niemand, der es behauptet, kann es. Niemand kann einen anderen in seinen
Kopf einladen und ihm schlüssig belegen, dass er seiner selbst bewusst ist,
Glück empfindet oder leidet. Es ist uns gelungen, das Hirn zu vermessen und
in einen Computer hochzuladen, doch nichts von dem, was es sendet, ob aus
einem biologischen Körper oder einem Rechner, spricht zwingend für ein
Bewusstsein. In seiner Gewissheit, zu existieren, wird jeder von uns auf ewig
alleine sein.

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