schmetterling

(Martin Jones) #1

Minuten zuvor: In Gesellschaft auf der Brücke zu stehen, dem Tor nicht
entkommen zu wollen, sondern sich ihm zu überlassen, schärft Luthers Sinne,
so wie jeder Vorstoß ins Ungewisse sie bislang geschärft hat: in die
Tunnellabyrinthe der Drogenschmuggler, die aus jeder sozialen Ordnung
gefallenen Viertel der Gangs, die entlegenen, ländlichen Höllen, wo das Böse
wie ein Gas in den Wäldern steht und hinter der Fassade abgewirtschafteter
Farmhäuser bloßes Grauen wartet.
Alle wollten mitkommen.
Nur unter Mühen gelang es Ruth, Meg die Teilnahme auszureden.
Marianne war durch nichts von dem Trip abzubringen, Jayden würde sie
brauchen. D.S. ist ein Zurückgelassener, den die Hybris seines Landes die
besten Jahre gekostet hat – was könnte er, der in seiner Scham nach Hanoi
und in die ländlichen Gebiete um Ho-Chi-Minh-Stadt gereist ist, um sich für
etwas zu entschuldigen, das er nicht vom Zaun gebrochen hat, seinem Leben
noch Sinnvolleres hinzufügen, als einem Erzschurken wie Jaron Rodriguez
gegenüberzutreten, der die Welt auf seine Art bedroht? Pete und Phibbs,
beide ledig, betrachten das Ganze als Abwechslung vom Aufspüren illegaler
Marihuana-Plantagen und vermisster Labradore, und Ruth ist der loyalste
Mensch auf Erden – so sehr, dass Luther alpträumt, sie könne eines Tages
sterben beim Versuch, ihn zu schützen, doch bevor es so weit kommt, wird er
sie schützen.
Vielleicht glauben oder verstehen nicht alle, dass sie wirklich in ein
paralleles Universum reisen, doch niemand zieht es laut in Zweifel. Pilar hat
die Neulinge einem Crashkurs unterzogen, während Überlebensausrüstung
auf die Brücke geschafft wurde, Rucksäcke voll nützlicher Dinge,
Sprengstoff und Waffen, PU-Kommunikationstechnologie, drei Mercedes G
65 AMG und drei Lilium Jets – jene fischleibigen, elektrogetriebenen


Kleinflugzeuge, die Luther schon aufgefallen waren, als er Rodriguez
verhaftete. Nur eines haben sie Phibbs, D.S., Pete, Marianne und Meg

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