schmetterling

(Martin Jones) #1

verschwiegen – etwas, das Elmar mit seinen Andeutungen um ein Haar
gelüftet hätte: dass dieser Luther nicht ihr Luther ist; nicht der Mann, den sie
kennen.
Nie dürfen sie davon erfahren.
Die Maschine pocht, dröhnt, stampft, donnert.
Wispert.
Elmar hat sie bauen lassen ohne Vorstellung davon, wie genau sie
funktioniert. Nun bemächtigt sich ihr Herzton Luthers Körper, jagt das Blut
durch seine Adern und bringt jede seiner Zellen zum Schwingen. Ins
Unerträgliche wächst der machtvoll hämmernde Puls, wird der schiere Druck,
mit dem er heranbrandet, so als hätten sich tausend Orchester zur Erzeugung
des immer gleichen Fortissimos vereint, angefeuert von einem wahnsinnig
gewordenen Dirigenten, nur um gleich darauf zu etwas völlig anderem zu
werden, Schwirren, spindelförmiges An- und Absteigen, flüsterndes Atmen,
in ihm flüsternd. Und wieder transformiert sich der unerklärliche Puls,
erschallt aus weiter, aller Vorstellung entrückter Ferne, zersplittert in tausend
klirrende Echos. Luther denkt an die Raumzeit-Blase, die sie bewohnen –
eine Blase, ihrer Natur nach abgeschlossen und doch unendlich, gebettet in
ultradichte, sich inflationär verdoppelnde Materie. Er denkt an endloses
Weiterexistieren und wie entsetzlich es sein muss, ewig zu leben.
Die Gesichter der anderen spiegeln Staunen, Erwartung, Einkehr, Skepsis,
Konzentration. Die Farm befindet sich in der Hand von Elmars Leuten,
weitere sind auf dem Weg. Auch Eleanor steht auf der Brücke. Elmar hat sie
beschworen, hierzubleiben – was, wenn er nicht zurückkommt? Wenn Hugo
etwas zustößt, der öfter als alle anderen im Flieger sitzt: Was, wenn Hugo
abstürzt? Nordvisk wäre ein enthaupteter Riese, doch natürlich redet er gegen
Wände, schon weil er den Zufall überstrapaziert. Luther erahnt Elmars wahre
Sorge. Während der Autofahrt nach Sierra hat er manches über den
Nordvisk-Chef gelernt. Dass er Maschinen mehr liebe als Menschen, ist ein
von Medien und Gegnern in die Welt gesetzter Mythos. Menschen liebe er

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