schmetterling

(Martin Jones) #1

Nordvisk sei immens eingespannt. Wenig Aussicht, so spontan. Worum es
denn gehe? Ex-Frau? Augenblick. Warteschleife.
»Dein zweites Ich spricht wohl nicht mit jedem«, stichelte Marianne.
»Quatsch, ich bin ganz einfach zu erreichen«, protestierte Elmar. »Sofern
mich jemand interessiert.«
»Warum rufst du dich dann nicht selber an, statt Elli vorzuschicken?«
»Ich mich? Ich würde einen Trick wittern.«
Das beschäftigte Marianne, während der Jet über die Bucht schoss. Unten
zerriss das weiße Tuch aus Nebeln, neben ihr rutschte Jayden tiefer in die
Polster. Sie steuerten Sausalito an, San Franciscos pittoresken Konterpart auf
der anderen Buchtseite, wo zwischen Yachten und Hausbooten Elmar-453s
schwimmende Trutzburg liegt.
»Versteh ich nicht. Wenn ich von mir angerufen würde –«
»Hättest du einen Avatar vor dir«, murmelte Jayden. »Man kann mit einer
halbwegs guten Software jeden Menschen imitieren, Stimme, Aussehen,
Mimik – beliebter Gaunertrick in 453 –«
»Dann könnte Elli ebenso ein Trick sein.«
»Schon«, sagte Elmar trocken. »Bloß der Trick dürfte mich mehr
interessieren.«
Vielleicht wird er aber auch einfach nur deine Ratio außer Kraft setzen,
dachte Marianne. Hier warst du immerhin mit Eleanor verheiratet. Ihr habt
Kinder. Du würdest es glauben wollen, gegen jede Vernunft. Sei versichert,
ich kann dir eine Menge über Ratio erzählen. Wenig davon würdest du
mögen. Am Ende aller Ratio wartet ein Fass voller Säure – reinster,
unverdünnter Zynismus. Du hasst dich dafür, während du ihn kellenweise
über anderen ausgießt, also tu nicht so cool. Doch bevor sie sich zu
Despektierlichkeiten versteigen konnte, flimmerte Nordvisks persönliche
Assistentin im Cockpit.
Diese letzte Hürde müssen sie jetzt nehmen.
»Kannten sie Elmars Frau persönlich?«, fragt Eleanor. »Miss –«

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