schmetterling

(Martin Jones) #1

Instruktion des Algorithmus in Sekundenschnelle, steigt auf und zieht sich
über der Anlage auseinander, sodass Miley hoch über ihr schwebt. Sie schaut
hinter sich und sieht am Horizont die zwei Lilium Jets herannahen.
Und noch etwas Größeres, Langsameres –
Jarons Wingship.
Was ist bloß in den Kerl gefahren? Sie mag Jaron Rodriguez. Er kann
außerordentlich galant sein. Das qualifiziert ihn nicht zwingend für den Job,
doch mit ihm fühlten sich eigentlich alle bestens aufgehoben und beschützt.
Was treibt Nordvisks höchsten Sicherheitsverantwortlichen, Biowaffen ins
heimische Universum zu schmuggeln? Überhaupt, wo sind all die anderen
Schiffe und Flugtransporter, die sich in diesen Minuten nähern oder bereits
dort sein sollten, um Ware in Empfang zu nehmen? Sie sucht die künstliche
Lagune, Meer und Horizont danach ab, kann jedoch außer den insularen
Robotershuttles und Drohnen nichts dergleichen entdecken. Was eigenartig
ist, bedenkt man, dass um diese Zeit ein gutes Dutzend Auslieferungen an
verschiedene Kunden ansteht.
»Miley?« Kenny in ihrem Ear Set. »Wir sind oben.«
»Komme.«
Der Gang führt sie in ein lichtdurchflutetes Foyer, wo schlanke Säulen ein
Murnau’sches Schattenspiel veranstalten. Jim, Kenny und der alte Mann mit
dem geflochtenen Zopf und der Kühlschrankbrust nehmen sich in der
durchgestylten Leere aus wie Hinterbliebene ihrer Art, die sie gewissermaßen
ja auch sind. Wie sie dort stehen, könnten sie ebenso Maschinen sein wie all
die anderen Exponate, menschenartig in detailverliebter Nachempfindung. So
was gibt’s in 453. Klingen und bewegen sich wie Menschen, fühlen sich wie
welche an. Fast. Noch überzieht Silikon ihre Skelette, doch Haut, Fett und
Muskeln, gedruckt aus humanbiologischen Stammzellen und durchspült von
perfekt temperiertem Kunstblut, lösen die synthetischen Hüllen gerade ab.
Nicht in allen Bereichen! Frappierend die Erkenntnis, dass Pflegeroboter mit
zunehmender Menschenähnlichkeit abgelehnt werden: Das unheimliche Tal,

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