schmetterling

(Martin Jones) #1

Miley streicht ihr sündhaft teures Kleid über den Hüften glatt, streicht
schwarz lackierte Strähnen aus der Stirn. Hebt das Kinn und biegt die
Schultern zurück. Stellt intuitiv an Attributen heraus, was testosteronbasierte
Systeme noch jedes Mal auf Spur gebracht hat, und fühlt ihre Kinnladen
verspannen. Oh, wie sie es hasst, wenn einer nicht nach ihrer Pfeife tanzt!
Doch es hilft nichts.
Die Insel ist außer Kontrolle.


Alles, was sie über Elmar-453 und seine Howard Hughes-artige Existenz
wissen, verdanken sie Agenten.
Von Anfang an stand fest, dass sie sich in dieser Welt nicht wie in einem
Supermarkt würden bedienen können. Die Technologien zu weit
fortgeschritten, der Alltag voller Fußangeln. Wie hinter einbruchssicherem
Glas lockten die Verheißungen des mittleren 21. Jahrhunderts, Robotik,
autonomes Fahren, Internet der Dinge, maschinelles Lernen, Biotechnologie,
Sieg über Verfall und Tod, geschützt durch proprietäre Quellcodes, deren
Hüter über den politischen Ebenen thronten wie Götter des Olymp. Elmars
Wunschzettel schrieben sich praktisch von selbst: Sie quollen über von all
den wundersamen neuen Arzneien, Zelltherapien, Biodruckern, autonomen
OP-Systemen, tragbaren Computern, VR-Programmen, Fluggeräten und


netzbasierten Infrastrukturen, Nano-Maschinchen, grünen Technologien und
Quantensprüngen auf dem Weg zu universeller Superintelligenz, nur dass
kein spendabler alter Mann am Nordpol seine Rentiere einspannte. Zwar ließ
sich etliches erwerben wie eine Packung Hamburger Helper: Datenbrillen
und -bügel, Pillen und Tropfen, PCs in Broschen, Ohrstecker und Pullis, doch
kannte man darum noch keine der geheimen Rezepturen, und kompatibel mit
der alten Heimat war nichts von alledem.
Um PU-453 zu verstehen, mussten sie es studieren.

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