schmetterling

(Martin Jones) #1

»Wir?« Elmar dreht sich zu ihm um. »Bist du bescheuert? Hab ich etwa im
Darknet versucht, meinen eigenen Laden zu bescheißen?«
Jayden kriecht in sich zusammen. »Ich mein ja nur –«
»Er meint, du kannst an deinem Ton arbeiten«, sagt Marianne kühl.
»Halt dich da raus!«
Sie verengt feindselig die Lider. »Wenn ich mich rausgehalten hätte, läge
ich jetzt gemütlich in meinem Bett in Goodyears Bar und müsste mir nicht
euer Gequatsche anhören. Aber nein, ich sorge dafür, dass der arme Junge
nicht kollabiert, damit er euch helfen kann.«
»Nachdem er ordentlich Schaden angerichtet –«
»Und dafür bezahlt hat.«
»Ich meine«, sagt Jayden nach einer muffigen kleinen Pause, »wenn es
hier einen Michael Palantier gibt, ist die Wahrscheinlichkeit doch hoch, dass
es in unserer Welt auch einen gibt.«
Elmars Mund klafft reflexartig auf, um den anderen auf das Format des
Kerbtiers zurechtzustutzen, zu dem er sich seines Erachtens gemacht hat.
Dann setzt wie fremdgesteuert ein Besinnungsprozess in ihm ein. Er schaut
der Ärztin in die wässrigen Augen, immer noch im Unklaren darüber, wie er
zusammen mit der ausgebleichten alten Fledermaus in einem Lilium Jet in
PU-453 landen konnte. Was sind sie bloß für eine Truppe? Provinzbeamte.
Ein steinalter Navy Seal. Die da – man könnte meinen, Jayden sei ihr Junges,
so wie sie ihn verteidigt.
Und genau da liegt der springende Punkt. Keiner von denen hätte
mitkommen müssen. Jeder hat ein gemütliches Bett.
Mariannes Augen sind wie hintereinandergelegte Schichten eines
Dioramas, die Flecken auf ihrer Haut pigmentierte Geschichten. Plötzlich
blickt Elmar einen langen Weg zurück, fahl unter dem kargen Licht eines nie
ganz aufhellenden Tages und gesäumt von Sterben, Tod und Unheil. Wenn er
nur will, sieht er ein Menschenleben ausgebreitet vor sich liegen – vielleicht
der wahre Grund, warum er so ungern in den Augen anderer verweilt. Aber er

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