schmetterling

(Martin Jones) #1

Art sind, die Zoe umgeben. Sie produziert den Ansatz eines Lächelns, dreht
sich wortlos um und geht ihnen voraus, lumineszierende Stufen hinunter,
durch die Raum gewordene Phantasie eines Riffs – Schwärme exotischer
Fische, splitternde Sonnenstrahlen, wabernde, huschende Lichter. In ihrem
Gefolge betreten sie einen panoramaverglasten Salon. Organische
Sitzschalen, mehr Skulptur als Möbel, verteilen sich in der Leere wie
Mitochondrien in einer Zelle, der Kern ein kreisrunder Pool, dessen Reflexe
gleichmäßig die Decke kräuseln. Der Mann, der einer der Schalen entwächst
wie darin ausgebrütet, hat Elmars Größe, dessen federnden Schritt und
ewiges College-Gesicht, strahlt jedoch die bei Teenagern und alten Menschen
oft zu beobachtende Unsicherheit aus, ob sein Körper ihn noch beschreibt.
Obwohl Mitte siebzig, könnte er Elmars Zwilling sein.
Zwei, die ungern in Augen schauen, starren sich an.
Ein Flackern von Wehmut im Gesicht des Älteren. Oder nur Reflexe des
Wassers? Elmar betrachtet ihn, gelinde erstaunt, so groß zu sein. Er hat sich
für schmaler und schlaksiger gehalten. Irgendwie weniger in die Höhe
ragend. Außerdem kommt ihm sein Alter Ego spiegelverkehrt vor, was wohl
daran liegt, dass Spiegel einem mit der Zeit vorgaukeln, sich richtig herum zu
erblicken. Vor allem aber spürt er –
Befremden.
»Hallo, Elmar«, sagt Eleanor.
Die Pupillen des Älteren zucken in ihre Richtung. Saugen sich an ihr fest.
Er hebt die Finger zu ihrem Gesicht, ohne es zu berühren.
»Ja«, sagt er. »So warst du.«
Eleanor nimmt seine Hand. Er hält sie einen Moment, dann zieht er sie
zurück und entflieht ihrer Aufmerksamkeit zu Jayden und Marianne.
»Kennen wir uns?«
»Bis gerade noch nicht«, knurrt Marianne. »Und nun gleich zwei von euch.
Geht mir jetzt schon auf den Sack.«
»Jayden de Haan«, sagt der Kybernetiker.

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