schmetterling

(Martin Jones) #1

Hinter dem Haus bellt der Hund. Dasselbe überschnappende Kläffen, das
ihm schon am Telefon aufgefallen ist. Er läuft die Veranda entlang, getrieben
von unguten Gefühlen. Der Garten gerät in Sicht. Vergilbte Wiesen,
durchsetzt mit Büscheln hoch aufgeschossenen Perlgrases, zwischen denen
eine struppige Promenadenmischung ihren Schwanz jagt.
Als Erstes sieht er die nackten, geschwollenen Füße.
»Mrs. Gruber!«
Sie regt sich nicht. Luther eilt zu der niedergestreckten Frau, geht neben ihr
auf die Knie und fühlt ihren Puls.
Ein Röcheln entsteigt ihren leicht geöffneten Lippen.
Nein, kein Röcheln.
Merle Gruber schnarcht.
Sie liegt auch nicht auf dem Boden, wie er jetzt sieht, sondern auf einer Art
Campingpritsche, die Hände über ein geöffnetes Buch gefaltet, als fürchte
sie, es könne aus eigener Kraft davonfliegen, während sie ihr Nickerchen
hält. Die Lesebrille ist akkurat in der Nasenmitte platziert, im halbvollen Glas
Tee neben ihr stellt eine Fliege entkräftet den Überlebenskampf ein.
Sacht berührt er Merle Grubers Arm.
»Mrs. Gruber. Nicht erschrecken. Wachen Sie auf. Ich will nur wissen, ob
alles in Ordnung ist.«
Ihr Schnarchen verstärkt sich. Als Luther den Kopf hebt, sieht er in der
offenen Terrassentür einen etwa dreijährigen Jungen stehen, der ihn anstarrt
und ein schnurloses Telefon in Händen hält.
Seine Finger drücken wahllos auf die Tasten.


»Kimmy?«
»Ich hab schon gehört, du bist sauer, weil ich Milch holen gegangen bin,
ach je, das war wirklich der falsche Zeitpunkt, ich weiß, Luther, ich weiß! Ich
möchte doch nur, dass es allen gut geht, und du magst ihn ja nicht schwarz,
aber das soll natürlich gar nicht als Entschuldigung gelten, wo wir doch so

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