schmetterling

(Martin Jones) #1

Schläfen des anderen, das bei ihm erst noch durchbrechen muss. Härtere
Konturen, freigelegt durch das Abschmelzen zusätzlicher Jahre, bevor Elmar-
453 seine Physis konservierte. Wir haben es also geschafft, denkt er. Ich
werde es schaffen. Die uralte Kränkung zu überwinden. Die Anmaßung der
Evolution, mit der sie unsere Erinnerungen löscht, uns ausradiert, als hätten
wir nie eine Rolle gespielt, uns einander nimmt. Sollte mich das nicht in
Euphorie versetzen? Würde es vermutlich, wären da nicht Falltüren in den
Augen des anderen. Abgründe der Trauer, spukhafte Ideen. Dieses desperate
Riesenschiff. Zoe, welch Prachtexemplar eines Empathie simulierenden
Roboters, allein die Empörung, mit der sie Elli unterstellt hat, sich einen
geschmacklosen Scherz zu erlauben, und vielleicht ist ja sogar Empathie mit
im Spiel, aber warum lebt Elmar nicht in der Welt? Wozu dieser luxuriöse
Kokon, die Isolation?
Elmar-453 lässt seine schrecklich alten Augen auf Eleanor ruhen.
»Es war eine Chance, dich wiederzusehen. Ich –«
»Na, wunderbar«, unterbricht Elmar, der sich um das Hochgefühl betrogen
fühlt, das mit der Entdeckung der Unsterblichkeit einhergehen sollte. »Hast
du ja jetzt.«
Elmar-453 schüttelt traurig den Kopf. »Eben nicht.«
Du bist nicht ich, ich bin nicht du –
Als wäre das grundlegend neu. Doch plötzlich übermannt ihn Mitleid,
verbunden mit einer ernüchternden Erkenntnis: Einsam sind die
Unsterblichen. Einsam und voller Angst – was soll er noch sagen? Er stößt
Jayden an. »Los, erzähl’s ihm. Erzähl ihm von Palantier. Alles.«


Die Farallons liegen in der Gischt wie in Feldern letzten Schnees. Schroffe
Jenseitsorte, aus Vulkanen geboren. Inseln des Todes haben die Indianer sie
genannt. In Farallones tauften die Spanier sie um, eine Namensgebung von

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