schmetterling

(Martin Jones) #1

normativer Geistlosigkeit, dank derer die kleinen, spitzen Inseln nun ›kleine,
spitze Inseln‹ heißen.
Aus dem Cockpit wirken sie auf Luther wie Gipfel eines versunkenen
Gebirges, auf dem nur noch Vögel Platz gefunden haben.
Dahinter liegt das stählerne Atoll.
Zu Millionen brütet dort, was Vögeln gemeinhin als Nahrung dient. Doch
die Glieder in der Nahrungskette wurden vertauscht. Ein Kurzbesuch der
Ripper jedenfalls könnte die Felsen schnell in den unbelebten Zustand ihrer
Geburt zurückverwandeln.
»Pilar.« Kennys Stimme. »Wo seid ihr jetzt?«
»Im Anflug.«
Bei gedrosselter Geschwindigkeit gehen sie tiefer und überfliegen den
mächtigen Wall, der die Insel umspannt, hoch wie ein Staudamm und breit
wie ein fünfspuriger Highway. Große, vertikal gelagerte Windturbinen
drehen sich zwischen den Solarfeldern, zur Lagune und zur offenen See hin
säumen Laufgänge das stahldunkle Rund wie Promenaden, die nicht für
Menschen geschaffen wurden. Der Himmel scheint zu flimmern. Luther
schaut genauer hin: winzige, schwirrende Insektenkörper, so weit das Auge
reicht, dann sind sie durch den Spuk hindurch.
»Wir haben hier ein Problem, Pilar«, sagt Kenny. »Die Insel reagiert nicht
auf Fernabschaltung. Wir können weder Sektion R noch den Verladehafen
stilllegen.«
»Die Insel reagiert nicht?«
»Weder Zentralrechner noch Backups. Befehle, den Strom abzuschalten,
macht das System sofort rückgängig.«
»Habt ihr die Befehle bestätigt?«
»Der Rechner weiß, dass keine Panne vorliegt. Ja, haben wir.«
»Es muss doch konventionelle Möglichkeiten geben, der Insel das Licht
auszublasen.«
»Warte, ich geb dir Miley.«

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