schmetterling

(Martin Jones) #1

Die Lilium Jets sinken dem Zentralkomplex entgegen, und Luther wird
klar, warum man das Ding die Insel nennt. Es ist von kolossalen Ausmaßen.
Setzte man das Pentagon auf die oberste Etagenscheibe, bliebe immer noch
reichlich Platz nach allen Seiten. In den Solarkollektoren tanzt und blendet
das Sonnenlicht, radial verlaufende Kanäle segmentieren den Komplex. Im
Zentrum eine Kuppel, auf dem unbebauten Abschnitt drei Containerbrücken
und ein Flugfeld voller Frachtdrohnen. Was an Schiffen zu sehen ist, liegt vor
den hexagonalen kleineren Inseln.
»Pilar?« Eine neue Stimme. »Du erinnerst dich, wo Sektion R liegt?«
»Ja.«
»Ihr müsst den Strom von Hand ausschalten.«
»Wieso? Da gibt’s jede Menge Roboter, können die nicht –«
»Die Roboter sind wie alles andere rechnergesteuert, und der Rechner
scheißt uns was. Ihr müsst in die Schalträume. Ich navigiere euch.«
»Was ist los mit der verdammten Insel, Miley?«
»Frag mich doch mal, wer JFK ermordet hat.«
Pilar bringt die Düsen in die Vertikale. »Hier sollten noch andere auf ihre
Ware warten, oder?«
Es rauscht in der Leitung, dann sagt Miley: »Okay, ich glaube, das kann
ich beantworten. Willst du eine fiese kleine Theorie? Es gibt überhaupt keine
anderen Aufträge. Alles, was da deklariert ist, sind unterschiedliche Etiketten
desselben Schwindels. Nur einer kommt heute Ware abholen, und zwar sehr
viel Ware.«
»Wie viel genau?«, schaltet sich Luther ein.
»Dreizehn Tanks.«
Senkrecht gehen sie über dem Flugfeld nieder. Er denkt an die monströse
Wolke, die dem einen, im Hafen von Oakland aufgeplatzten Brutkasten
entströmt ist. »Wie lange brauchen wir, um die Sektionen abzuschalten?«
Die Frau lacht wie über einen schlechten Scherz. »Darum geht’s nicht. Ihr
müsst es in der Zeit schaffen, die euch bleibt.«

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