schmetterling

(Martin Jones) #1

»Er hat dich verpflanzt.«
»Q-VISK begann in den Zwanzigern, systematisch mit Emulationen zu
experimentieren. Der digitalen Nachbildung von Gehirnen. Keine künstlichen
neuronalen Netze. Sie haben die Hirne echter Lebewesen molekular gescannt
und in einen Computer hochgeladen. Ihr erstes Objekt war eine Stubenfliege.
Das schien zu funktionieren. Ob die Fliege im Rechner völlig identisch mit
der gescannten war, ließ sich allerdings kaum nachweisen.« Sie lächelt. »Wer
weiß schon, was einer Stubenfliege im Kopf rumgeht.«
»Um das zu wissen, reicht ein fünfminütiges Gespräch mit dem
durchschnittlichen Bürger.«
Zoes Mundwinkel zucken. »Sie machten mit Ratten und Affen weiter. Ein
Problem war, Erinnerungen lückenlos und unverfälscht abzubilden. Ein
anderes, nicht nur die Struktur, sondern auch die Persönlichkeit vollständig
zu emulieren. Aber was macht uns zur Persönlichkeit? Bloß hundert
Milliarden Nervenzellen und ihre Verschaltung?«
»Wir sind ein Chemiebaukasten.« Marianne fühlt ihren Erregungspegel
steigen. Das hier ist bedeutend weniger langweilig als alles, worauf sie noch
zu hoffen gewagt hat. »Endorphin, Serotonin, Dopamin, Noradrenalin. Mal
geschüttelt, mal gerührt.«
Zoe schaut hinaus auf die Bucht. »Man kann die Vorstellung mögen oder
nicht, aber Gefühle sind das Resultat chemischer Prozesse. Botenstoffe im
Hirn. Wie bildet man die in einem Computer nach? Wie dosiert man sie? Wie
kann man eine Persönlichkeit in ein digitales Medium verlagern, ohne das
digitale Äquivalent dieser chemischen Gewitter exakt nach den Vorgaben des
Originals einzustellen?«
»Mittelwerte?«
»Wärst du noch du, wenn deine Trigger für Freude, Aggressivität,
Tatendrang, Impulsivität und Gelassenheit auf Mittelwerte eingestellt
würden?«
»Ich sag dir, einige würden das sehr begrüßen.«

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