schmetterling

(Martin Jones) #1

auch Bewusstseinszustände, die ein Mensch in einem menschlichen Körper
niemals haben wird. Ich bekomme zunehmend eine Vorstellung davon, wie
eine Maschine empfinden würde, wenn sie ein Bewusstsein hätte. Gute, alte
Zoe –« Wieder ändert sich ihr Lächeln. Ein Anflug von Wehmut? »So habe
ich angefangen. Zoe – ich verändere mich – immer mehr.« Und erstrahlt mit
jener Übergangslosigkeit, die Marianne so fasziniert. »Aber ich bin kein
Mittelwert! Meine Chemie ist einzigartig. Nur ich habe diese Chemie,
Marianne.« Sie zeigt ihre makellosen Zähne. »Ich habe sogar Sex. Ich liebe
es, in diesem Körper Sex zu haben.«
»Mit deinem Boss?« Taktlos, Marianne, taktlos. Na und? Das ist eben
meine Chemie.
»Das geht dich nun wirklich nichts an.«
Marianne versucht es sich vorzustellen, doch ihrer Vorstellungskraft sind
Grenzen gesetzt. Hat sie nicht einen Film darüber gesehen? Ex Machina. Ein
schwerstarrogantes Arschloch baut Roboterfrauen und vögelt sie. Am Ende
bringen die Roboter ihn um. Doch das hier weist in eine ganz andere
Richtung.
»Warum lebt er allein auf diesem Riesenschiff?«, fragt sie.
»Um es nicht zu gefährden.«
»Das Schiff?«
Zoe schüttelt den Kopf. »Das längere Leben.«
»Ach du meine Güte – verstehe! Soll er sich doch auch emulieren lassen.«
»Elmar bevorzugt es, in seinem biologischen Körper zu bleiben. Und
biologische Klone, auf die man ein Bewusstsein übertragen könnte, gibt es
noch nicht.«
Also bleibt er ein Mensch, denkt Marianne. Ein Mensch, der umso
menschlicher werden wird, je länger sein altersloser Körper lebt – vielleicht
immer glücklicher, vielleicht immer verzweifelter. In Gesellschaft einer Frau,
die schon jetzt nur noch als menschenähnlich zu bezeichnen ist. Natürlich hat
Zoe recht. Was soll sie mit Emotionen, die Hervorbringungen biologischer

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