schmetterling

(Martin Jones) #1

normale Welt mitunter wie eine Epoche der Voraufklärung, deren Bewohner
die selbstverständlichsten Dinge nicht wissen: wie man durch Umwandlung
von Cytidin in Thymidin eine Substitutionsmutation erzeugt oder die
asymptotische Laufzeit eines Algorithmus berechnet, und von Schrödingers
Katze haben sie schon gar nicht gehört. Doch das Gewölbe, in das sie nun
eintreten und das den kompletten Rumpf der Eternity zu durchziehen scheint,
raubt selbst ihr den Atem.
»Ein Planet«, sagt Elmar-453. »Eine bewohnbare Welt.«
Schimmernd weiß wie alles auf diesem Schiff, aus sich selbst leuchtend
und vage durchscheinend, als seien sie im Innern eines Gletschers angelangt.
Schon auf dem Weg hierher, in den tracheenartigen Gängen und Weitungen,
erschienen ihr Wände, Decken und selbst Böden wie ein an der Grenze zur
Transparenz geronnener Überzug, der das eigentlich bestimmende Wesen des
Schiffs dem Blick entzieht, so wie die Haut Sehnen, Muskeln und Knochen
verbirgt. Etwas lebt hinter alldem, Urheber des kaum hörbaren Summens und
Schwingens, das die Sinne, würde man nur lange genug darin treiben, in
Trance versetzen könnte.
Zwischen Himmel und Grund des Gewölbes erstrecken sich schlanke
Säulen zu Hunderten: bläulich, gespickt mit Lichtern, als berge jede ein
Universum. Hoch oben eine Plattform, Sessel und Konsolen, überzogen von
einer gläsernen Kuppel. Ein Steg führt hinauf.
»Das ist kein Planet.« Die Säulengalaxien glitzern in Elmars Augen. »Dein
Schiff ist ein verdammter Computer!«
Elmar-453 grinst ihn an. »Du merkst aber auch alles.«
»Ares?«
»Nicht ganz. Home. Sein kleiner Bruder.«
»Und Sierra?«
»Da sitzt unangefochten der große. Sie sind miteinander verbunden, aber
ich kann sie jederzeit voneinander trennen. Dann wird dieses System autark.
Ich will hier ein paar neue Dinge ausprobieren.« Er geht ihnen voran. Einige

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