schmetterling

(Martin Jones) #1

Nanotechnologie. Schaut mich an. Werde ich ewig leben? Schwer zu sagen,
aber definitiv länger, als je ein Mensch gelebt hat. Wir besiegen das Alter,
den Tod, wir werden Götter, aber wessen Götter? Was ist mit den anderen,
den nicht Vernetzten? Sie fallen immer tiefer ins Elend, während wir ihnen in
unseren kunstvoll optimierten Körpern, mit neuroprothetisch aufgebesserten
Hirnen und umgeben von diensteifrigen Maschinen, davonlaufen. Ares hat es
bis heute nicht geschafft, jeder Kreatur auf diesem Planeten ein Dasein in
Würde zu ermöglichen. Wie auch? Wie sollen Milliarden, die in dürren und
überfluteten Landstrichen und wuchernden Städten um die nächste Mahlzeit
kämpfen, sich die genetischen und kybernetischen Updates leisten, um
halbwegs Schritt halten zu können? Es ist nicht möglich. Es geht nicht!«
Elmar starrt ihn an. »Das ist deine Bilanz?«
»Es ist eine Bilanz.«
»Alles, was du sagst, mag zutreffen, aber die Schlussfolgerung soll Es geht
nicht lauten?«
»Versteht ihr denn nicht?« Elmar-453s Augen glühen. »Man muss das
Konzept umdrehen. Der Computer kann menschenwürdigen Lebensraum
nicht exportieren.« Er breitet die Arme aus und scheint dabei tatsächlich ein
bisschen zu wachsen, so wie Orson Welles in Citizen Kane wuchs, wenn ihn
die Kamera schräg von unten nahm. »Die Zukunft liegt im Computer. In der
Emulation. Aus dem geschundenen Leib in den Speicherplatz. Als virtueller
Bewohner exquisiter virtueller Welten. Ohne Hunger, Seuchen, Bürgerkrieg,
Versteppung. Gleichziehen mit allen anderen durch jederzeitige Updates. Das
Ende aller Überlebenskämpfe.«
»Matrix«, entfährt es Eleanor.
»Unsinn.« Elmar-453 lässt sich in einen der Sessel fallen. »Wir sind doch
keine Vampire. Wir machen den Körper obsolet, Elli. Mit der Option, in
synthetischer Gestalt weiterzuleben wie Zoe. Viele hätten noch Körper, klar.
Auch biologische. Aber der größte Teil wäre vom irdischen Leid befreit. Für
einen geringen Obolus, den die Eliten aufbringen würden. Ein bisschen

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