schmetterling

(Martin Jones) #1

Was immer er hat, unter der Dachkuppel schwebt eine Art Gondel, groß
wie die Plattform eines Fernsehturms.
Der Zentralcomputer ist dort untergebracht.
Nicht A.R.E.S. selbst, sondern die von ihm beaufsichtigte zentrale
Steuerung der Insel – eine hoch entwickelte, nichtsdestoweniger spezialisierte
Maschine, deren determinierte Algorithmen keine abstrakte oder planerische
Denkleistung ermöglichen. Aufzucht, Versorgung und Verladung,
Reparaturmanagement und Gewährleistung der Sicherheit, all das sind
prozessuale Vorgänge, die wenig Spielraum für Eigeninitiative lassen.
Dennoch verweigert das System den Gehorsam. Nur ein Defekt? Wider jede
Vernunft keimt in Pilar die Vorstellung, Tausende elektronische Augen
würden sie aus der Gondel heraus beobachten. So, wie hier überall gebrütet
wird, scheint ihr auch der Computer plötzlich in Niedertracht und
undurchschaubaren Absichten zu brüten, blanker Unsinn natürlich, wäre da
nicht ein Phantom namens Michael Palantier, dem es offenbar gelungen ist,
ins bestgesicherte System der Welt einzubrechen. Die Laus im Pelz der
großen Mutter – kein Rechner der Nordvisk-Gruppe kann die A.R.E.S.-
Standards umgehen, aber was nützt das alles, wenn Palantier A.R.E.S.
umgehen konnte?
Feuchtschwül wabert es im Zylinder. Aromen von Salz, Fischlaich und
noch etwas anderem, das lebt und eindeutig nicht dem Meer entstammt. Über
den Kanal zur Linken nähert sich ein Libellenschwarm. Tiefblau changiert er
über dem Wasser, steigt auf, schwappt in lang gezogenen Wellen heran und
vergrößert seine Fläche. Im nächsten Moment spicken schwirrende Pfeile die
Luft um sie herum.
»Hätte Insektenspray mitnehmen sollen«, hört Pilar Phibbs sagen.
»Nur die Ruhe.« Pete, stoisch. »Könnten auch Spinnen sein.«
»Die sind harmlos«, ruft Pilar nach hinten, und das sind sie tatsächlich.
Kein Gift, kein Stachel. Kiefer, die zwar jeden Insektenpanzer mit einem
einzigen Biss knacken, aber die menschliche Haut nicht durchdringen

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