schmetterling

(Martin Jones) #1

Abschnitt ohne Strom daliegen, also raus hier. Luther hastet die Treppe hoch,
betritt das Deck. Wind zerrt an seiner Jacke, trägt Gischttröpfchen heran und
Maschinenlärm. Auf der ihm nächstgelegenen Containerbrücke hat sich die
Laufkatze in Bewegung gesetzt und lässt ihre Greifvorrichtung in die Tiefe
sinken. Geräuschvoll rollen die Stahlseile aus den Hubwinden, eine muntere
Demonstration, dass Strom fließt. Warum hat das Ding immer noch Strom?
Was ist da schiefgelaufen?
Vor dem Nordturm winkt Ruth hektisch mit beiden Armen.
Drei Minuten sind um. Fünf, bis das Wingship anlegt. Eine bis zu Ruth. Er
rennt los.


Schleusentüren. Nicht gut, denkt Phibbs. Deutliches Indiz, dass Sektion R ein
Hochsicherheitstrakt ist. Nichts soll hier einfach rein- und schon gar nicht so
einfach rausgelangen, und dieses Nichts beschäftigt ihn sehr.
Krabbelndes, fliegendes Nichts.
Kaum jemand weiß, dass er vor seiner Zeit als Detective selber Junkie war.
Ein an ihm nagendes Monster namens Chrystal Meth, das er im Entzug
besiegt hat, aber frag nicht nach Sonnenschein, das Monster hat gekämpft!
Über Tage und Nächte verwandelte es sich in jeden erdenklichen Plagegeist,
und wer hätte das gedacht, tatsächlich auch in Spinnen. Wie im Junkie-Kino.
Aus allen Ecken kamen sie gekrabbelt, unter der Bettdecke sah er sie laufen,
sie rieben ihre haarigen Leiber und Beine an ihm, bissen ihn und krochen in
seine sämtlichen Körperöffnungen bis in sein Hirn, wo sie fett und bedrohlich
Quartier bezogen, bis er glaubte, nur ein Sprung aus großer Höhe mit dem
Kopf voran könne sie je wieder daraus vertreiben.
Ihm ist Schlimmeres widerfahren als ein Schwarm Libellen.
Das mit dem Insektenspray war also Spaß, doch als er Sektion R betritt,
kribbeln seine Fußsohlen, so mulmig wird ihm zumute. Die fünf Stockwerke
erweisen sich als ein einziger, gut und gerne dreißig Meter hoher Raum. Ein
stählerner Himmel vergießt Zwielicht über den Längsgang, der den Komplex

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