schmetterling

(Martin Jones) #1

»Nein. Das warst du! Und ich kann schwimmen, du Idiot. Während du mit
Flipper rummachst, werde ich das Wingship in Schieflage bringen.« Sie
streift ihr Storm Kit ab und fördert ihrerseits zwei Päckchen des Sprengstoffs
zutage. »Miley? Die Party steigt.«
»Viel Spaß«, sagt Miley. »Sorgt ordentlich für Feuerwerk.«


Hinter den Pritschenwagen herzutraben, hat etwas zutiefst Deprimierendes.
Es ruft Bilder und Vorstellungen in Pilar wach, die sie am liebsten tilgen
möchte: die Leichen der Soldaten in dem südsudanesischen Dorf; der
Alptraum, in den sich das Leben der Männer in ihren letzten Minuten
verwandelt haben muss. Damals hätte sie nicht zu sagen gewusst, was sie
mehr entsetzte: das Ausmaß der Not in diesem so reichen Land oder deren
bewusste Herbeiführung, doch das System, das diese unvorstellbaren
Grausamkeiten zuließ, wirkte so recht erst in Köpfen außerhalb des Landes.
Dieses System erlaubt es der Welt, im Wegsehen ihre Interessen
wahrzunehmen, wo immer es etwas zu holen gibt. Es gestattet Kräften, die
unter allen Umständen am Zündeln gehindert werden müssten, im Rahmen
pompöser Staatsbesuche Waffen und Panzer zu kaufen von Nationen, deren
vordringliche Aufgabe es wäre, die Brandstifter in ihre Schranken zu weisen.
Es gebiert Leute wie Jaron und Grace und Michael Palantier, dessen Identität
sie wohl nie werden lüften können, aber so weit muss man gar nicht schauen.
Alleine in Juba, Südsudans Hauptstadt, vollzieht sich symbolhaft der Absturz
eines ganzen Teils der Welt. Und die stillschweigende Bereitschaft, ihn
geschehen zu lassen, hängt wie eine Aaswolke über dem Aufbruch ins
digitale Eldorado.
Die Pritschenwagen fahren bis unter die Containerbrücken. Pilar kann
sehen, dass die Laderäume des Wingships weit offen stehen. Sie sieht die
Laufkatzen der Containerbrücken über die Kranausleger rollen und weiß,
dass Ruth und Luther es nicht geschafft haben.

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