schmetterling

(Martin Jones) #1

Tatsächlich ist es ein solcher Schock, dass ein Teil von ihr sich an die
Vorstellung klammert, er sei ebenso wie sie Jarons Gefangener, dass seinem
Hiersein ein Missverständnis zugrunde liegen müsse und sich alles ganz
einfach erklären lasse – und das lässt es sich ja auch. Sie war naiv, das ist die
Erklärung. Hugos Lächeln, sein selbstbestimmtes Auftreten zersetzen jeden
Zweifel.
»Michael Palantier«, quetscht sie hervor.
»Es tut mir leid, wenn du enttäuscht bist.« Er schüttelt den Kopf, und sie
glaubt es ihm sogar. Glaubt, dass er Bedauern empfindet, bevor er sie und
Pete und Phibbs auf den Grund des Pazifiks schicken wird.
»Sollen wir dann?« Jaron hält ein kleines Display in der Hand. »Ich würde
ungern länger hierbleiben als nötig.«
»Ja, natürlich.« Die Sonne blitzt auf Hugos Brillengläsern.
»Ihr beide.« Jaron gibt zwei Wachleuten einen Wink. »An Bord,
Verladekontrolle.«
Pilar schaut stumpf zu, wie die Männer auf das Wingship wechseln. Nichts
in ihr kann und will mehr aufbrausen. Sie ist schlicht zu mitgenommen, um in
der Asche, zu der alles geworden ist, noch nach Glut zu stochern, hungrig
und kraftlos vor Enttäuschung. Wie schön es wäre, einfach wegzudämmern
und vierundzwanzig Stunden später zu erwachen, wissend, dass man sich
nicht länger bemühen muss.
»Nenn mir einen Grund, den ich verstehe«, sagt sie.
»Um es zu verstehen, müsstest du es tun.« Seltsam, in Hugos Augen ist
nichts als Aufrichtigkeit und Sorge. Das irritiert Pilar so sehr, dass sie den
Blick abwenden muss. »Du wirst Zeit brauchen, Pilar. Vielleicht musst du es
einfach tolerieren. Vertrau mir, dann kommt niemand zu Schaden. Auch nicht
deine beiden Freunde hier.«
Pete und Phibbs schauen sich an, als sei das erste sinnvolle Wort des Tages
gefallen. Über den Kranausleger rollt die Laufkatze. Die gespreizten Kiefer

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