schmetterling

(Martin Jones) #1

»Das wollte ich dir die ganze Zeit erklären«, murmelt Phibbs.
Sekunden verstreichen, während derer niemand etwas sagt. Luther wartet,
dass sich die Wut auf Carl einstellt, der schlicht vergessen hat, ihn zu
informieren, dass jetzt die DEA mit im Boot sitzt. Stattdessen verspürt er
Traurigkeit. Carls Rheuma und übrige Gebrechen geben respektable Gründe
ab, das Amt vorzeitig in jüngere Hände zu legen. Ist Luther erst gewählt, was
dank seiner Beliebtheit und mangels Gegenkandidaten außer Zweifel steht,
kann der Alte sich unter Beifall auf die Lorbeeren dreier Amtsperioden
betten, und man muss sagen, es waren gute Jahre. Dass Luther in jüngster
Zeit mehr als beschäftigt war, Carls fortschreitende Demenz zu kaschieren,
braucht die Welt nicht zu erfahren.
»Wo wir von Hohlspitzgeschossen reden«, nimmt Agent Forrester das
Gespräch wieder auf. »Das waren keine Hippies, die hier ihr persönliches
California Dreaming zelebrieren wollten.«
Luther starrt ihn an. »Ach, wirklich?«
»Wirklich.« Forrester nickt Phibbs zu. »Erklären Sie’s ihm.«
»Was erklären?«, fragt Luther.
»Na ja.« Phibbs krault seinen Ziegenbart. »Ich hab Carl erzählt – ich
meine, ich hab Hinweise darauf gefunden, dass die Sauerei hier auf Kosten
der Bohnenfresser geht. In Plumas haben sie gestern Nacht einen Illegalen
hochgenommen mit Verbindungen zu Los Caballeros Templarios. Ist
mehrfach in der Gegend um Eureka gesehen worden. Gibt er übrigens zu,
will aber von Marihuana nichts gewusst haben.«
»Nein, er dachte, er legt einen Ziergarten an.« Luther sieht den anderen
DEA-Agenten einen vergammelten Hot Dog vom Boden aufheben. Eine Seite


ist angebissen und schwarzrot gesprenkelt von Ameisen. »Vorsicht! Der ist
giftig.«
»Was Sie nicht sagen.« Der Mann hält die Bissstelle hoch. »Dann hat da
keiner Ihrer Deputys dran genascht?«
Arschloch, denkt Luther.

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