schmetterling

(Martin Jones) #1

Zu dritt hängen sie auf Jaron wie auf einer Felsklippe.
Phibbs kniet bei Pete.
Graces Arm schwingt hoch, doch sie feuert nicht. Der schwarze
Stecknadelkopf der Mündung steht reglos in der Luft, jede Aktivität stagniert
wie in Erwartung einer Ankunft – Vergangenheit und Zukunft überschneiden
sich, ein Déjà-vu, eine vorweggenommene Erinnerung, vielleicht auch die
rückblickend erzeugte Illusion, den Ausbruch der Hölle geahnt zu haben,
während sie tatsächlich nur kämpften –
Ein Zittern durchläuft die Insel.
Ein Geräusch, dumpf, hohl, vieltausendfach.
Jeden anderen Laut lässt es ersterben. Noch aus dem hintersten Winkel des
stählernen Bauwerks erklingt es, als werde etwas entriegelt, kündet von
Freisetzung, Machtergreifung und Vereinnahme aller Kontrolle, von Ende
und Neuanfang. Es markiert die Grenze, wo das Bis-Jetzt unwiederbringlich
abschließt und das Ab-Jetzt beginnt, eine Zeit, in der menschliche Wünsche
und Absichten nichts mehr gelten und alle Hoffnung in Furcht und Entsetzen
umschlägt.
Es folgt ein Moment reinster Stille.
Dann hebt sich ein neuer, markgefrierender Laut aus dem Innern der Insel,
ein stetig anschwellendes Brausen, das auf unmögliche Weise zunimmt, bis
es kaum noch zu ertragen ist.
»Waffenstillstand«, stößt Jaron hervor.
Sie lassen voneinander ab. Starren.
Starren und warten –
Schillerndes Schwarz schießt aus den Kanälen und zwischen den Spanten
der Mittelkuppel hindurch in den Himmel, um sich greifend wie eine
vesuvische Ascheeruption, ungeheure pyroklastische Wolke, riesige Kralle,
Blüte der Vernichtung. Es quillt und wächst, windet und formt sich, bricht
milliardenfach das Licht. In goldenen Wellen durchläuft die Sonnenreflektion
das hin und her wogende Gebilde und liefert Schauspiele von verstörender

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