schmetterling

(Martin Jones) #1

es gespürt haben kann.«
»Weibliche Intuition.« Als hätte Marianne je an den Blödsinn geglaubt,
aber könnte es sie beide nicht in ihrer fundamentalen Unterschiedlichkeit
verbinden?
»Drahtlose Vernetzung.« Zoes Miene bleibt ausdruckslos.
»Ich – weißt du, ich denke nur –«
»Marianne.« Sie tritt einen Schritt näher. »Ich habe Ares’ Geist gespürt.
Und damit meine ich nicht das Vorhandensein maschineller Intelligenz. Er
hat seine Stärke entdeckt. Ich habe etwas gespürt, das die Welt von Grund auf
verändern wird.«
»Und was spürst du jetzt?«
»Mein Körper reguliert das Angstgefühl.«
Mein Gott, denkt Marianne, was ist bloß los mit mir? Ich rede in einem
anderen Universum mit einem Cyborg, nichts hier stellt Vertrautheit mit dem
Platz meiner Kindheit her, an den ich letzten Endes doch nur zurückgezogen
bin, um meinen Vater und seine ganze verfluchte Sippschaft daraus zu tilgen
und den schalen Triumph seines Todes auszukosten. Dass er mir in dem Haus
nicht mehr nachstellen kann. Was ist denn dieses Horrorhaus anderes als die
Nullsumme meiner Lebensbilanz?
»Du hast Angst«, sagt sie, als haue sie einen Nagel in die Wand.
Zoe wendet sich eine Vierteldrehung ab und verharrt, den Kopf leicht
gesenkt. »Ja, ich habe Angst. Dieses Gefühl kenne ich noch. Es ist anders als
früher, aber –«
»Doch, du fühlst alles!«
»Ich weiß nicht mehr genau, was einen Menschen ausmacht. Die
Erinnerungen werden zu Beschreibungen von Erinnerungen. Aber was ihn
ausmacht, ist – eine Insel.« Sie hebt das Kinn. »Wir müssen hoch zu den
anderen.«
»Nein, noch nicht, ich – hör zu, kann ich nicht –«

Free download pdf