schmetterling

(Martin Jones) #1

die Höhe. Vom Meer nähern sich dunkle, nach Gütertransport aussehende
Flugmaschinen und halten auf die Stadt zu.
»Falsch.« Kenny funkt den Lilium Jet an, wieder und wieder. »Wer
durchdreht, verliert die Kontrolle. Ares gewinnt Kontrolle.« Seine Stimme
tremoliert, und D.S. erkennt, dass der Junge selber davorsteht, die Kontrolle
zu verlieren. Schützend baut er sich vor ihm auf, Sturmgewehr, Schrankbrust
unter seinem weißen Bart, lauter vertrauensbildende Attribute: Munition,
Kraft, Erfahrung des Alters.
»Lass dir Zeit«, sagt er.
Der Japaner atmet schnell und flach, nickt. Jim wischt Schweiß von seiner
Oberlippe. »Bei allem Respekt, Kenniboy, wir sollten uns langsam was
anderes überlegen, sonst –«
»Nein!« Wut fegt Kennys Angst beiseite. »Mein Netz ist autark, klar?«
»Klar.« Jim schottet ihn von der anderen Seite ab. »Versuch’s weiter.«
»Schon passiert! Hab ihn.«
»Super gemacht, alter Samurai! Gleich sind wir hier weg.«
Falls wir aus diesem zulaufenden Hexenkessel noch wegkommen, denkt
D.S., behält es aber für sich. Mehr und mehr Menschen drängen heran, eine
Welle der Panik schwappt über das Deck. Einige versuchen, die Gleiter am
Starten zu hindern, krallen sich ins Fahrwerk und kriechen aufs Leitwerk,
andere hängen in Trauben an den Maschinen und bringen sie zum Absturz.
Ins Aufheulen der Turbinen und Wogen der Schreie bricht ein Geknatter wie
von fernem Feuerwerk. Dumpfer Donner dringt aus dem Bauch des ENC und
pflanzt sich nach allen Seiten fort, lässt die Glasschichten des Dachs klirren
und den Boden erzittern. Sie werden angerempelt, an den Rand gedrängt,
retten sich über eine Stiege auf eine Wartungsplattform und sehen Dutzende
Flieger zeitgleich in die Hochhäuser rund um die Transamerica Pyramid
krachen. Eine komplette Glasfassade mit begrünten Terrassen bricht ab und
rauscht in die Tiefe. Wie Teil einer surrealen Collage hängt eine riesige
Verkehrsmaschine über dem Mission District, von der Unmöglichkeit ihres

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