schmetterling

(Martin Jones) #1

In der alten Mine in Sierra City westlich der Absturzstelle spielten die
Rattlin’ Bones und Juliet Gobert blitzsauberen Folk, bei Sorracco’s Garden
stieg eine Weinverkostung. Kurz vor Mitternacht fuhr Robbie Macarro,
nachdem sich Leute beschwert hatten, zum nahe gelegenen Wild Plum
Campingplatz, wo eine Gruppe Studenten aus Reno die lokale Fauna mit
Kanye West und Jay-Z beschallten, sorgte dafür, dass Streifenhörnchen,
Wiesel und Specht in den Schlaf fanden, und das war’s schon.
»Was hast du über Nordvisk?«
»Was ich auf die Schnelle zusammenkratzen konnte.« Phibbs drückt
Luther einen Zettel und einen USB-Stick in die Hand. »Wikipedia, Artikel,
Interviews. Hab dir ’n paar Durchwahlen aufgeschrieben. Platzhirsch im
Silicon Valley. Wie Google, nur weniger bekannt, also, in der Öffentlichkeit.
Sie betreiben keine Suchmaschinen und schlagen sich nicht mit Social-
Media-Plattformen rum, um verblödeten Teenies vollends das Hirn zu
zersetzen. Das sind Kreative, Luther. Typen, die unentwegt Eier ausbrüten,
aus denen dann irgendwelche Wundertiere schlüpfen.«
»Geht’s weniger blumig?«
»Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen«, sagt Phibbs. »Sie haben
’ne Art Supercomputer entwickelt, wie HAL aus 2001, nur nicht so


niederträchtig. Ihrer heißt Ares. Ein im Akkord kackender Goldesel. Damit
gibt Nordvisk weltweit den Helden: führend bei Big Data, Internet der Dinge,
Robotik, medizinischen Therapieprogrammen, pilotiertem Fahren, Mimik-
und Spracherkennung, der heißeste Scheiß. Elmar Nordvisk und seine
Kumpels schreiben die Programme und verkaufen die Lizenzen. Die
Hardware bauen meist andere, darum sind sie vergleichsweise schlank. Eben
mal tausend Mitarbeiter, bis auf ein paar wenige alle in Palo Alto.«
»Und die wenigen?«
»Auch in Palo Alto.« Phibbs zwinkert und schaut einem Vogel hinterher.
»Komm zum Punkt.«

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