schmetterling

(Martin Jones) #1

»Offiziell dort. Aber ich hab ein bisschen gebuddelt. Wie’s aussieht, gibt’s
eine Dependance. Und nun rate mal, wo.«
»Sierra«, sagt Luther.
»Über Google Earth nicht zu finden«, nickt Phibbs. »Keine Fotos im Netz,
keine Standortbeschreibung, kein Wort auf der Homepage. Bloß bin ich beim
Surfen auf einen Blog irgendwelcher Verschwörerärsche gestoßen, die
mutmaßen, Nordvisk halte in Sierra Kontakt zu Außerirdischen. Der übliche
Bullshit. Trotzdem hab ich die Grundbucheintragungen gecheckt, und Bingo!
Elmar Nordvisk besitzt Land im Sierra Valley. Und zwar in Flugplatzgröße.«
»So?« Luther runzelt die Stirn. »Wo soll das denn sein?«
»An der Grenze zu Plumas.«
»Aber da ist nichts.«
»Tja.« Phibbs zuckt die Achseln »Was auch immer da ist oder nicht ist –
deine Tote könnte von dort gekommen sein.«


Als Luther über die gelbe Ebene zurückfährt, von der einst eine komplette
Goldgräberstadt mit Hotels und Saloons, Bordellen, Kirche, Sheriffbüro,
Leichenbestatter, Wohnbaracken und Minengebäuden so vollständig getilgt
wurde, als hätte sie schon immer nur in der Phantasie John Fords existiert,
beschließt er, nicht gleich zurück nach Downieville zu fahren. An der
Kreuzung hält er sich links und nimmt die Abzweigung zum Gipfel des
Saddleback. Nach einem kurzen Waldstück führt die Schotterstraße um einen
kahlen Hügel herum zum höchsten Punkt, und der Himmel, nicht länger
eingezwängt zwischen Baumwipfeln, Fels und Architektur, öffnet sich zu
einer Weite, die ein diffuses Sehnsuchtsgefühl aufkommen lässt – Heimweh
vielleicht nach der Frühzeit kosmischer Genese, als alles Leben, das die Erde
dereinst bedecken würde, schon in den gewaltigen Wasserstoffwolken
beheimatet war.
Luther parkt neben einem roten Pickup und steigt aus. Über dem Weg
stehen Staubpartikel, die das Licht der Mittagssonne reflektieren. Für Ende

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