schmetterling

(Martin Jones) #1

Über die Sphäre wabern Moirés, gelegentlich verzerrt von den
Schwerefeldern unsichtbarer Körper im Vorüberflug; zerdehnte, wie hinter
einer Membran verborgene Wesenheiten, deren wahre Gestalt man der
bloßen Kräuselungen wegen, die sie im Kontinuum hinterlassen, nicht zu
erblicken wünscht. Doch das schreckliche Saugen, mit dem die Sphäre den
Geist aufzuschlürfen scheint, bevor man umgerechnet und gewissermaßen
formatiert anderswo wieder ausgespien wird, hat geendet. Existent nur noch
in einer vagen Empfindung, der nicht zu trauen ist: eine schwarze, konturlose
See. Erklärungsversuche treiben darauf, Inseln des Selbstbetrugs inmitten
von Wahrheiten, die für niemanden zu ertragen wären.
»Kontrollraum?«
Elektronisches Summen kündet von Abwesenheit. Elmar ruft seine Leute
einzeln beim Namen. Die Farm war fest in ihrer Hand, bevor sie aufbrachen,
doch niemand antwortet. Sie hören uns nicht, denkt Luther, und dann: Da ist
niemand! Ein die Bauchhöhle entlangkriechendes Gefühl, keine Störung des
Funkverkehrs oder ähnlich Profanes sei der Grund für dieses Schweigen,
sondern etwas Größeres, Endgültiges. Er fixiert Grace. Vergewissert sich,
dass sie die Situation nicht zur Flucht oder Schlimmerem nutzt, doch die
Äthiopierin wirkt nur angeschlagen und ratlos.
»Was bedeutet das?«, murmelt D.S. »Machen die Kaffeepause?«
Ruth verstaut ihre Glock im Halfter. »Was immer es zu bedeuten hat, ich
werde hier drin keine Wurzeln schlagen.« Die Kleidung klebt ihr am Körper,
nass vom Wasser eines Hunderte Milliarden Lichtjahre entfernten Ozeans,
doch ihre Korkenzieherlocken haben schon wieder begonnen sich
aufzuplustern. Ohne einen Kommentar abzuwarten, marschiert sie zum
Lastenaufzug, der offen steht, leer bis in den hintersten Winkel. Vor der
Schwelle besinnt sie sich und öffnet stattdessen die seitlich liegende Tür,
starrt und kommt aus dem Starren nicht mehr raus, sodass Luther ihr mit
wachsender Unruhe folgt.

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