schmetterling

(Martin Jones) #1

ihre Flügel, vielleicht schlagen sie aber auch einfach nur außergewöhnlich
schnell, eingelagert in hoch bewegliche Muskeln, zu schnell für Vögel – und
mit einem Mal ist er sich keineswegs sicher, dass es überhaupt welche sind.
Aus dem Baumschatten tritt ein kapitaler Hirsch ins Sonnenlicht, ein Tier von
ungewöhnlicher Größe, schaut zu ihnen herüber und beginnt unbeeindruckt
zu grasen, doch Luther weiß, er hat nicht diesen Hirsch gesehen. Was sich da
vorhin bewegte, ist immer noch unter den Bäumen. Oder verschwunden.
Oder nie dort gewesen. In den vergangenen drei Tagen hat er kaum
geschlafen, sein ausgelaugtes Hirn sehnt sich nach Träumen – möglich, dass
er einen Traum-Trailer gesehen hat.
Wie eine Vorankündigung im Kino.
»Und wenn da immer noch Downieville liegt?«, sagt D.S. »Sollten wir
nicht mal nachgucken gehen?«
»Wir sollten verschwinden«, murrt Grace. »Das sollten wir.«
»Ja, aber vielleicht sind das unsere Leute.« Der alte Soldat pflügt mit den
Fingern durch seinen Bart, und was er sagt, klingt plötzlich gar nicht so
unvernünftig. »Euer Tor – alles Mögliche könnte dort rauskommen, oder?
Habt ihr mal gesehen, wie schnell Spinnen einen Baum einweben? Oder
Ameisen einen Leguan zerteilen? Wenn Schnee fällt – innerhalb weniger
Stunden sieht alles anders aus. Ich meine, diese Veränderungen könnten doch
auch in kurzer Zeit erfolgt sein: eine Invasion oder etwas in der Art. Ein
Blitzkrieg. Ihr reist in Welten, die euch nützlich sind. Nehmen wir an, eine
fremde Macht hat ähnliche Interessen. Nur in viel größerem Maßstab. Sie
könnten eine komplette Welt erobern, im Handstreich, einfach indem sie
durch das Tor kommen, diese Eis- oder Glaslandschaften oder was immer das
ist bauen –«
»Krieg der Welten!« Phibbs nickt eifrig. »Genau. Das rote Unkraut.
Ullaaaaa!«
»Hm.« D.S. kratzt sich am Kopf. »Kenn ich nicht.«
»Was, echt nicht? H. G. Wells, Mann! Invasion vom Mars.«

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