schmetterling

(Martin Jones) #1

erkennen, dass die Lichter organischen Ursprungs sind, wie hervorgebracht
von Kolonien kleinster Lebewesen, die gemeinschaftlich zu hell erstrahlen,
um in einzelner Gestalt erkennbar zu sein. Unverändert furchen Laufschienen
und Leitersprossen die Wände. Sie durchfahren die vertraute, betongegossene
Konstruktion, doch sollte gleich ein mächtiges Schluckgeräusch aus der Tiefe
erschallen, bevor sie in einen subterranen Magen gesaugt werden, würde es
Pilar nicht wundern. Schon die spiralige Rampe und die Stollen, wo zuvor ein
Treppenhaus war, ließen auf die Präsenz einer monumentalen, lebenden
Entität schließen, die anstelle des ursprünglichen Tors getreten ist und sich
damit maskiert.
Quatsch, lebende Entität. Ein verdammter Fahrstuhl.
Aus halber Höhe zwischen Sphäre und Erdoberfläche stoppt die Kabine, so
wie Pilar es dem Tastenfeld eingegeben hat. Bis jetzt hat sich noch keine
Funktion verweigert. Sie schauen gegen das geschlossene Rolltor, hinter dem
die Serverhalle liegen müsste. Wieder gibt es einen Schalter, dazu gedacht,
den Durchgang zu öffnen, wieder entspricht die Technik ihren Wünschen.
Der Rolltorpanzer fährt hoch und konfrontiert sie mit der Server-Ebene, mit
A.R.E.S., dem strafenden, unbarmherzigen Gott.
Wie betäubt starren sie in den riesigen, beleuchteten Raum.
»Ach du dickes Ei«, flüstert Eleanor.


Der Mercedes hinterlässt hässliche Spuren auf dem Humusweg. D.S.
jedenfalls findet sie hässlich. Sie erinnern ihn an die Reifenabdrücke ihrer
M715 Jeeps damals im Schlamm des Mekongdeltas. Dabei fährt er selbst
einen uralten Defender und obendrein ein Honda Utility Vehicle, die in Sierra
schon ordentlich Erdreich aufgewühlt haben, ohne dass die Vergangenheit zu
ihm gesprochen hätte. Vielleicht ist es die Unberührtheit der Wege, die ihn
unwillkürlich an Schändung denken lässt. Sein Finger ruht am Abzug. Grace
sitzt eingekeilt zwischen ihm und Phibbs auf dem Rücksitz. Sie quittiert ihre

Free download pdf