schmetterling

(Martin Jones) #1

Eigenartig sind diese Bäume mit ihren zitternden, goldschillernden Blättern.
Im Moment, als er glaubt, auf dem Stein ein Wort zu lesen, blähen sich ihre
Kronen zu Schwärmen aufstiebender Vögel, als sei ein Schuss gefallen, und
dann sieht er, es sind keine Vögel –
Der Jet steigt höher.
Sie nehmen Fahrt auf, beschleunigen auf hundertneunzig Meilen und
ziehen über die gefältelten Bergkämme weiter Richtung Südwesten. An Bord
herrscht bemerkenswerte Stille. Niemand fühlt den Drang zu kommentieren,
was er sieht, und was sie zu sehen bekommen, macht sprachlos.
»Heuschrecken«, sagt Luther schließlich in die Stille hinein.
Elmar schüttelt den Kopf. »Eher Grillen.«
»Grillen sind nicht so groß«, verkündet Ruth im Ton starrhalsigen
Leugnens. Jaron schaut sie über die Schulter hinweg an.
»Alles hier ist größer. Schon bemerkt?«
»Ich hätte in Tennessee bleiben sollen.«
»Da hattest du mit anderem Ungeziefer zu kämpfen«, bemerkt Luther.
»Wie weit fliegen wir?«
»Grass Valley.« Elmar legt den Jet in die Kurve. »Kleine Orte können
verschwinden. Grass Valley ist eine Stadt.«
»Das waren Babel und Gomorrha auch«, sagt Jaron.
»Klar. Mit Sündenfällen kennst du dich ja aus.«
Der Hüne bleibt die Antwort schuldig und betrachtet die Umgebung. Unter
ihnen fällt der Höhenrücken weiter ab. Die weiße Mondlandschaft von
Jackass Flats gerät in Sicht, ein vernarbtes Stück Land, das die Goldgräber
des neunzehnten Jahrhunderts geschaffen haben. Elektrisiert starrt Luther auf
das karge Gelände. Auch wenn der charakteristische See darin verschwunden
ist, liegt hier offen der Beweis zutage, dass der Mensch in dieser Welt, wenn
nicht dieselbe, so doch eine sehr ähnliche Geschichte hatte. Jackass Flats
erzählt von nichts weniger als dem großen Rausch der Siedlerära. Dann sind
sie darüber hinweg, kreuzen das Delta des südlichen Yuba River und sehen

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