schmetterling

(Martin Jones) #1

bewegen sich mal langsam, mal geschäftig über die Membranen der Knoten.
Der Wagen scheint sie wenig zu interessieren. In ihrer Selbstversunkenheit,
mit der sie ihrer Aufgabe – Pilars spontane Assoziation – nachkommen,
wirken sie weniger bedrohlich, als sie es vielleicht sollten. Aufgeblasene
Blattläuse, deren vordere Extremitäten gezielt die Oberflächen bearbeiten,
ohne erkennbaren Effekt. Um Genaueres zu sehen, müssten sie anhalten und
näher rangehen, doch gerade zählt nur der Kontrollraum.
»Als tippten sie was ein«, bemerkt Eleanor.
»Mhm. Sind überall.«
»Haben wir Schutzanzüge?«
Pilar schüttelt den Kopf. »Flammenwerfer. Liegen hinten drin.«
»Na ja.« Eleanor betrachtet weiter die Geschöpfe, deren winzige Köpfe mit
den schwarzen Punktaugen keine erkennbaren Fresswerkzeuge aufweisen.
Fühler, lang wie der gesamte Körper, schwenken hin und her, dem Hinterleib
entwachsen lanzettenartige Spitzen. Wie sie dort hängen, erwecken sie den
Anschein, als kümmere sie einzig die Verrichtung ihrer Tätigkeit. »Sehen fast
niedlich aus. Solange wir sie in Ruhe lassen –«
»Kim Jong Un sieht auch niedlich aus.« Pilar stoppt den Mercedes. »So,
und was halten wir jetzt davon?«
Sie haben die rückwärtige Wand erreicht. Über die komplette Fläche zieht
sich das Netz aus Knoten und Tentakeln und verbreitet sein irisierendes
Licht. Unverkennbar zeichnen sich dahinter die Konturen der Balustrade ab.
»Scheint alles noch da zu sein.«
»Flammenwerfer?«, fragt Eleanor.
»Mal sehen, was passiert.«
Sie öffnen die Türen und steigen ohne hastige Bewegungen aus. Zu beiden
Seiten erstreckt sich das Riesenhirn oder wie man es nennen will bis zur
Wand, wurzelt in der Decke und im Boden. Hier hat kein rigoroser Umbau
stattgefunden, sondern eine Neumöblierung. Pilar geht zum Heck das
Wagens, öffnet es, händigt Eleanor einen der Tanks aus und schnallt sich den

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