schmetterling

(Martin Jones) #1

In direkter Linie nehmen sie Kurs auf das Yuba-Pass-Gebirge, doch schon
nach zwei Minuten beugt sich Luther vor und legt Elmar eine Hand auf die
Schulter.
»Stopp. Da unten ist was.«
Elmar drosselt die Geschwindigkeit. »Was hast du gesehen?«
Vor ihnen funkelt ein See mit wild gezackten Rändern. Scotts Flat, ein
künstlich angelegtes Reservoir, das den von Osten kommenden Deer Creek
staut. Was schon darum bemerkenswert ist, weil der Damm unverändert
steht. Überdies scheint er in tadellosem Zustand zu sein: frei von der
Okkupation durch Pflanzen, keinerlei Risse oder bröckelnde Stellen.
Niemand spricht es aus, doch der Gedanke steht im Raum.
Leben hier Menschen?
Luther denkt an die Farm. Die gepflegten Humuswege im Sierra Valley.
Wer oder was immer hier lebt, hält einiges von damals instand, aber zu
welchem Zweck?
Plötzlich sieht er Bewegungen unter den Bäumen nahe dem Damm. Wipfel
wiegen sich, Schatten fallen. Eine Gestalt springt auf den schmalen
Uferstreifen neben der Dammmauer und gleich wieder zurück in den Schutz
des Waldes. Alles vollzieht sich mit äußerster Schnelligkeit – der Umriss des
Wesens geistert über Luthers Netzhaut, ohne dass er beschwören könnte, es
tatsächlich gesehen zu haben.
»Da sind Menschen«, sagt Ruth im selben Moment. »Das waren doch
Menschen, oder?«
Jaron durchforstet seinen Kinnbart. »Seid ihr sicher?«
»Doch«, sagt Elmar. »Da war was.«
Reglos steht der Gleiter über dem Gewässer.
»Und jetzt?«
»Auf dem Damm können wir jedenfalls nicht landen.«

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