schmetterling

(Martin Jones) #1

Keine Scheiße, durch die sie nicht mit ihm gekrochen wäre. Ihr Mentor seit
Jahr und Tag. Sie verraten einander nicht. Und ganz sicher wird sie es nicht
so weit kommen lassen, dass sie sich von Elmars Gutmenschentruppe
erniedrigen und aus dem Weg räumen lassen. Denn was sonst kann Elmar
tun? Sie dem Sheriff übergeben? Den Fall öffentlich zu machen hieße, das
Geheimnis des Tors zu lüften, nie und nimmer wird Elmar das zulassen, und
dem Undersheriff kann es gleich sein. Luther wird nur zurück in seine Welt
wollen.
Sie kriegen uns nicht, Jaron, denkt sie.
Wir können die Farm im Handstreich nehmen, du und ich. Elmar hat seine
Jungs dort, gut, aber wenn wir bis an die Zähne bewaffnet im Tor erscheinen,
ungehindert von unseren Kettenhunden, haben wir eine Chance, uns den Weg
freizukämpfen und unterzutauchen. Geld ist vorhanden. Hugo war großzügig,
wir haben gut verdient. Die Welt ist reich an Plätzen, wo zwei wie wir
willkommen sind.
»Kenny, was ist los? He, Kenniboy! Melde dich.«
Pilar schon wieder. Nicht, dass die Kleine noch nachschauen kommt.
Grace fährt unter das Kuppeldach bis zum Fahrstuhl, dessen Schacht ein
klaffendes Rechteck in die Rückwand schneidet. Erstaunlich, dass da immer
noch das alte Bedienfeld in der Kristallmasse prangt. Nun, es gibt Dinge, die
keiner Verbesserung bedürfen. Ein Knopf an der richtigen Stelle ist durch
kaum etwas aufzuwiegen. Im Bewusstsein, dass sie es unten hören, holt sie
den Fahrstuhl hoch. Von den Schachtwänden starren die grünlichen Pusteln
zu ihr herüber wie ein außerweltliches Publikum, erglühend und
verglimmend, schrumpfend, sich weitend. Die Kabine gerät in Sicht, hält.
Grace setzt rückwärts hinein, steigt aus und drückt Serverhalle.
»Kenny?« Pilar. »Seid ihr das, die da runterkommen?«
Worauf du wetten kannst, meine Süße.
Fast erwartet sie, Pilar am Lift anzutreffen, herbeigetrieben von ihrer
Besorgnis. Doch als die Kabine stoppt, liegt die Halle in aller Fremdartigkeit

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