schmetterling

(Martin Jones) #1

und zugleich vertrauten Gliederung vor Grace. Schnurgerade verläuft der
Hauptkorridor, an dessen fernem Ende sie den zweiten Mercedes stehen und
jemanden sich bewegen sieht. Sie fährt los, rollt gemächlich dahin. Erkennt
näher kommend Pilar in der geöffneten Tür des Fahrzeugs, auf der anderen
Seite Eleanor. Jede Sekunde werden die Damen erkennen, wer sie da
besuchen kommt, alles muss jetzt schnell gehen.
Sie ahnen es bereits.
Gestikulieren. Sehen es.
Grace steigt aufs Gas. Kick-down. Rast heran, versteift sich, um den
Aufprall abzufangen. Ungebremst kracht ihr Mercedes in den parkenden
Wagen und schleudert Pilar aus der offenen Tür. Grace springt nach draußen,
auf die Kühlerhaube, erfasst die Lage. Eleanor entsetzt, hilflos. Pilar am
Boden. Nimmt die Mexikanerin ins Visier, die hochtaumelt, schießt. Sieht sie
wie eine von den Fäden geschnittene Marionette zusammenbrechen, zielt auf
Eleanor, doch die sucht mit eingezogenem Kopf Deckung und verschwindet
im Kristallgewirr. Egal, später. Ist mit einem Satz am Boden, bei Pilar, die sie
aus riesigen Augen anstarrt, zu sprechen versucht, einen sich rasch
ausbreitenden Blutfleck auf der Brust. Ohne Umstände reißt Grace Pilars
Bluse auf, sucht nach dem Schlüssel, der um ihren Hals hängen müsste, doch
da hängt kein Schlüssel. Tastet sie ab, wühlt in ihren Taschen – nichts.
»Wo?« Schlägt ihr ins Gesicht. »Wo ist der Schlüssel? Wo?«
Die Verletzte schüttelt den Kopf.
»Eleanor.« Natürlich! »Du hast ihn Eleanor gegeben.« Sieht die Antwort in
Pilars Blick, bevor sie wegdämmert, springt auf.
Eleanor!


Aus der Höhe betrachtet sitzt der zweite Lilium Jet klein wie eine Fliege auf
der Plattform. Die Türen sind hochgeklappt, von den Insassen keine Spur.

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