schmetterling

(Martin Jones) #1

dem sie im Untergrund verwachsen sind, davon ab, den silbernen Kapseln
hinterherzuschweben. Elmar öffnet die Türen. Hitze und Feuchtigkeit
schlagen herein, der Glitzerstaub bauscht sich nach allen Seiten davon, wie
um das Geheimnis seiner Zusammensetzung zu hüten. Schwer von Aromen
ist die Luft. Sie steigen aus und durchsuchen den anderen Lilium Jet – nichts
lässt auf den Pilot und die Passagiere schließen, die irgendwo sein müssen.
Luther schaut stirnrunzelnd an den Röhren empor und über die Ebene. Die
Kulisse ist überwältigend, geradezu einschüchternd. Wer würde alleine hier
umherlaufen, ohne seinen Rückzug gesichert zu haben?
»Das passt alles nicht«, sagt Jaron im selben Moment. »Ich meine, was
täten wir, wenn wir auf Erkundung gingen?«
»Die Türen des Gleiters schließen«, sagt Luther.
»Aber sie stehen offen. Entweder kamen die Insassen nach Verlassen der
Maschine nicht mehr dazu, sie zu schließen, oder –«
Das ist ein Hinterhalt, sagt Luther.
Hat er es gesagt oder gedacht? Unter seinen Füßen schwillt das Dröhnen
wieder an, ein Bass so tief, dass man ihn mehr spürt als hört. Den gesamten
Raum unter der Kreisebene erfüllt er, pflanzt sich über sie fort, sinistre
Schwingungen, deren Natur Luther zu ergründen versucht, während die
Schwingungen ihn ergründen, sein Gewebe abtasten, ihn Zelle für Zelle
kartographieren, jedes Atom aus seinem Verbund und jede Frage aus ihrem
Zusammenhang lösen. Was wollten sie noch gleich hier? Irrelevant. Wem ist
geholfen mit Kategorien und Taxonomien, innerhalb derer die Dinge nur
umso rätselhafter werden? Wen interessiert schon, ob das Ganze hier eine
Stadt ist, eine Maschinerie, ein Organismus oder etwas Grundanderes, nie
Benanntes?
»Ich glaube, wir sollten zurück zum Gleiter gehen«, sagt er und dreht sich
um. Um und um.
Seine Finger reiben durch seine Augenwinkel. Da ist nur ihr Gleiter. Es
gibt keinen zweiten. Gab es nie. Wie kann er sich dessen so sicher sein? Der

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