schmetterling

(Martin Jones) #1

Elmar ja. Hat es gesehen. Die gleiche das Sonnenlicht auslöschende
Vision, und vielleicht war da ja wirklich etwas, so gewaltig und
unbegreiflich, dass es ihr schlicht entging. Weder sie noch Jaron haben sich
nach dem Start umgeschaut, Elmar hatte alle Hände voll zu tun, sie
rauszubringen, doch Luther hat ein letztes Mal den Kopf nach hinten gewandt
und leise aufgestöhnt, resigniert und kraftlos. Jetzt, mit den Stiefeln im
Erdreich, wagt Ruth endlich den Blick zurück zum Bergrücken, wo die ferne
Stadt pastellen flirren sollte – doch über dem Yuba-Pass liegt die Nacht eines
sich endlos erstreckenden Schattens.
Nachwirkung des Narkotikums, das in ihren Adern zirkuliert?
Nicht hinsehen. Sieh einfach nicht hin.
»Niemand hier.« Jaron lässt seinen mächtigen Schädel kreisen. »Ich kann
nicht sagen, dass mich das beruhigt.«
»Wahrscheinlich sind sie unten«, konstatiert Luther.
»Scheiß Richtfunk.« Elmar wischt Schweißtropfen von der Stirn. Sein
Blick verliert sich hinter einer unsichtbaren Grenze. Immer schon waren
seine Blicke über die Welt hinaus auf eine bessere gerichtet, doch was er in
diesem Moment sieht, macht ihm ganz offenkundig Angst.
»Fahren wir runter«, schlägt Ruth vor.
Stumm – zu Beschreibungen und Einschätzungen werden sie erst sehr viel
später finden – setzen sie sich in Bewegung, betreten die Kuppel und nähern
sich dem Schacht.
»Die Kabine ist unten«, sagt Elmar.
»Warte mal.« Luther hält Jaron an der Schulter zurück. »Was genau hast
du damit gemeint?«
»Womit?«
»Dass es dich beunruhigt.«
Der Hüne krault seinen Bart. Wirkt unschlüssig. »Nichts.« Schüttelt den
Kopf. »Es beunruhigt mich halt, wenn der Kontakt abbricht und keiner da ist,
wo er sein sollte.«

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