schmetterling

(Martin Jones) #1

»Wann hast du das alles in lesbare Form gebracht?«
»Geht in einer Viertelstunde zu euch rüber.« Meg legt das Klemmbrett
zurück. »Die Fusseln hab ich direkt nach Sacramento geschickt. Na, und das
Beste kommt bekanntlich zum Schluss.« Sie zieht ein durchsichtiges Tütchen
aus der Brusttasche, wie es zur Spurensicherung verwendet wird. Etwas
Längliches schimmert darin.
»Ein USB-Stick«, sagt Ruth.
»Klemmte zwischen Sitzfläche und Rückenlehne. Tief drin. Aber wir
finden bekanntlich alles.«
Ruth betrachtet den Stick durch das transparente Plastik. Meg steht dicht
neben ihr.
»Eigenartiger Stecker, findest du nicht?«
»Kann sein.« Meg zuckt die Achseln. »Computer sind nicht gerade mein
Spezialgebiet.« Sie rückt noch eine Kleinigkeit näher, sodass sich ihre
Schultern berühren. Ihr Blick zuckt zu Ruth, und es liegt eine mädchenhafte
Befangenheit darin, die so gar nicht zu Megs ruppigem Ton passen will. Ihre
nussbraunen Augen glänzen, die Pupillen geweitet wie Einladungen, auf den
Grund ihres Innern zu schauen.
Dann liegt wieder die Kühle des Nichteingeständnisses in der Luft.
Oh, Meg, denkt Ruth.
Gerade weiß sie nicht, wer von ihnen beiden defizitärer ist.
»Brauchst du sonst noch was?«
Unbedingt, denkt Ruth, was machst du heute Abend. Stattdessen hört sie
sich sagen: »Im Moment nicht. Falls mir noch was einfällt –«
»Rufst du an.«
»Klar.«
Meg zögert, scheint etwas hinzufügen zu wollen. Dann, mit plötzlicher
Eile, dreht sie sich um und marschiert in den hinteren Hallenbereich, wo
niemand nach ihr verlangt hat.

Free download pdf