schmetterling

(Martin Jones) #1

»Oh Mann!«, explodiert Tamy. »Das ist genau, warum ich so selten Bock
habe, dich anzurufen, um dich zu fragen, wie’s dir geht. Jedes Mal krieg ich
so dämliche Kommentare.«
Luther parkt vor dem Sheriffbüro. Ruth lehnt mit verschränkten Armen an
der Kühlerhaube ihres Streifenwagens und hebt kurz die Rechte zum Gruß.
Ihre rotblonden Locken leuchten, als hätten sie das Sonnenlicht gespeichert.
Eine dunkle Ray Ban schirmt ihren Blick ab.
»Es geht mir wirklich gut, Schatz«, versichert Luther.
»Ruth meint, ihr habt einen Mord«, sagt Tamy, wenig besänftigt.
»So was in der Art.«
»Was ist denn so was in der Art wie Mord?«
»Erklär ich dir später.«
»Das hoffe ich. Sonst hat meine Typ C Buchse Ladehemmung.«
Luther rollt die Augen. Ruth steigt zu, nimmt die Ray Ban ab und mustert
ihn von der Seite. »Alles gut?«
»Fang du jetzt nicht auch noch an«, knurrt er.
»Okay, okay.«
»Sag mal, hast du Tamy irgendwas über mich erzählt?«
»Nur, dass du der stärkste Mensch bist, den ich kenne.«
»Ja.« Luther seufzt und fährt zurück auf den Highway. »So was hatte ich
befürchtet.«


Tamy kann sich an die Zeit davor erinnern, und natürlich an die Zeit danach,
nicht aber an den Tag selbst.
Mitunter stellt sie sich vor, da würde eine Lücke klaffen, eine von Nebel
erfüllte Schlucht. Doch vorher und nachher gehen nahtlos ineinander über,
nur dass plötzlich alles anders war, und das ist eigentlich noch viel
gespenstischer, als in das schwarze Loch einer Amnesie zu blicken. Sicher,

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