schmetterling

(Martin Jones) #1

und – nachdem auch das die Ehe nicht rettete – allein mit ihrer Mutter zurück
nach Sacramento zu ziehen, während Luther in Sierra blieb, wo Tamy ihn
besuchen durfte, wann immer sie wollte.
Es war okay so. Ihre Eltern mochten getrennt sein, doch beider Liebe gab
ihr Geborgenheit, und beiden sprach sie nach Kräften Trost zu. Die Welt war
in Ordnung, jedenfalls bis zu ihrem elften Lebensjahr.
Danach gab es keine Ordnung mehr.


»Trotzdem ist sie ein ganz normaler Teenager geworden«, sagt Ruth. »Nur
eben einer, der sich Gedanken macht.«
»Soll sie ja«, erwidert Luther. »Aber weniger über mich.«
»Warum eigentlich nicht?«
»Weil es meine Aufgabe ist, für sie da zu sein, nicht umgekehrt.«
»Blödsinn.« Ruth wirkt tatsächlich verärgert. »Ich kann kaum glauben,
dich Sätze von solcher Schlichtheit sagen zu hören.«
Luther schweigt. Er wäre froh, wenn Ruth ihren Frust über was auch
immer nicht gegen ihn richten würde, und deutlich beruhigter, hätte sie nicht
so eindeutig recht.
»Sie ist siebzehn«, sagt er lahm. »Sie braucht einen Halt.«
»Ihr habt euch jahrelang Halt gegeben. Nie hast du dich ihr gegenüber
verschanzt, und jetzt willst du mir plötzlich weismachen, man könne das
arme Ding nicht belasten?«
»Womit denn, bitte?«
»Ach komm! Was ist falsch daran, sich um seinen Dad zu sorgen?«
»Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wovon du überhaupt redest.«
»Du weißt nicht, wovon ich rede?« Ruth stößt ein schnaubendes Lachen
aus. »Vielleicht hättest du ja die Klappe halten sollen vor Jahren, als du mich
mit deiner Lebensgeschichte druckbetankt hast.«
»So wie du mich mit deiner.«
»Tamy will doch einfach nur wissen, wie du dich fühlst.«

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