schmetterling

(Martin Jones) #1

»Miss Ryman hat sich völlig korrekt verhalten, Mr. van Dyke. Die Fotos
sind Ihnen zugegangen?«
»Sie liegen mir vor.«
»Und können Sie die Frau identifizieren?«
»Ja. Darum rufe ich selbst an. Die Tote war eine enge und wichtige
Mitarbeiterin unseres Unternehmens.« Luther glaubt einen winzigen Bruch in
der perlengleich gereihten Wortfolge zu hören, ein kurzes Stocken hinter
»Tote«, als könne van Dyke nur schwer akzeptieren, dass er seine
Mitarbeiterin nicht mehr lebend wiedersehen wird. »Ihr Name ist Pilar
Guzmán.«
Eine Sekundenstille entsteht. So wie jedes Mal, wenn ein namenloser
Leichnam sich wieder in einen Menschen verwandelt, der eine Persönlichkeit
und ein Leben hatte. Etwas von der Würde der Person kehrt zurück, sie ist
nicht länger ein Objekt auf einem Seziertisch.
»Was hat Miss Guzmán bei Ihnen gemacht, Mr. van Dyke?«
»Sie war Projektleiterin.«
»In Sierra?«
»Unter anderem.«
»Können Sie mir erklären, was sie vergangene Nacht dort getan hat?«
»Nein, Sheriff. Das kann ich nicht.«
»Tja, was es auch war, in direkter oder indirekter Folge baute sie einen
Unfall und stürzte in eine Schlucht.«
»Entsetzlich. Wir bemühen uns, es zu rekonstruieren.«
»Miss Guzmán war also nicht offiziell in Sierra?«
»Davon hätte ich gewusst.«
Sie passieren Sierraville, eine Sache von kaum einer Minute. Der Ort
vereint zweihundert Einwohner auf sich und die herausragende Besonderheit
der einzigen Verkehrsampel im ganzen County, rot leuchtend und sinnvoll
wie ein Zebrastreifen in der Antarktis.

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